Dienstag 12.03.19, 14:53 Uhr
Die VBW als Renditelieferantin für den Wohnungsmarkt

Eine Schande für die Politik


Der Bochumer Mieterverein kritisiert in seiner Zeitschrift „Mieterforum“ die Mietpreistreiberei des weitgehend in kommunalem Besitz befindlichen Wohnungsunternehmen VBW. Der Beitrag trägt den Titel „Vereinigte Bochumer Wohnstätten – Lieb und teuer.“ Der Pressesprecher des Mietervereins Aichard Hoffmann kommentiert das Geschäftsgebaren der VBW unter dem Überschrift: „Eine Schande für die Politik“: »Kommunale Wohnungsunternehmen haben bei Mieterorganisationen normalerweise einen Stein im Brett. Da sie nicht von den Finanzmärkten getrieben, sondern von der Politik kontrolliert werden, erwartet man von ihnen ein maßvolles Marktverhalten. Man erwartet Zurückhaltung bei der Miete und trotzdem guten Service und vernünftig instandgehaltene Wohnungen.
Die Bochumer VBW ist weit davon entfernt, diese Erwartungen zu erfüllen. Und wenn es nach dem Willen der Mehrheit im Bochumer Rat geht, wird das auch so bleiben. Als der Rat der Stadt am 31. Januar den Wirtschaftsplan der Stadttochter beriet, war Die Linke mit ihrer Kritik an hohen Mieten für fette Renditen fast allein.
Dabei war Maßhalten lange Zeit auch in der Kommunalpolitik das Mittel der Wahl, wenn es um die VBW ging. Anders als Sparkasse und Stadtwerke musste sie kaum etwas zur Sanierung des städtischen Haushaltes beitragen, da sie zunächst ihr Eigenkapital erhöhen sollte.
Das hat mittlerweile die 20-Prozent- Quote überschritten, und so ist es mit der Zurückhaltung vorbei. Die VBW hat ihren Überschuss pro Wohnung zwischen 2012 und 2017 um 32 Prozent gesteigert – er liegt mittlerweile bei 600 Euro pro Wohnung und Jahr. Das heißt: Jeder Mieter zahlt jeden Monat 50 € mehr als zur Kostendeckung erforderlich wäre. Und wenn die Kämmerin 2,4 Mio. Gewinnausschüttung verbuchen kann, ist jeder der 12.700 Mieter durchschnittlich mit 190 € dabei.
Was in der und mit der VBW aktuell passiert, ist eine Schande. Eine Schande für sie selbst, aber auch eine Schande für die Kommunalpolitik, die eine Gestaltungsmehrheit in allen Gremien der VBW hat und Anderes beschließen könnte. Aber das scheint nicht mehr gewollt. Statt des Korrektivs auf dem Wohnungsmarkt hat die VBW die Rolle des Renditelieferanten bekommen.
Dabei würde ein Korrektiv auf dem Wohnungsmarkt dringend gebraucht. Es ist noch kein Jahr her, dass eine Studie der Heinrich-Böll-Stiftung an den Tag brachte, dass in Bochum 25.000 Wohnungen für Geringverdiener fehlen. Der Fehlbestand ist prozentual genauso hoch wie in Köln, Bonn und Düsseldorf. Bemerkenswerterweise hat man dazu aus dem Rathaus bisher nicht einen Satz gehört.«