Montag 26.11.18, 17:03 Uhr

blicke 26: Die Preisverleihungen


„Es ist vollendet“ schreiben die OrganisatorInnen des Filmfestivals blicke 26 und schauen zurück: »Die Preise gingen an sechs visuell, auditiv und emotional immersive Filme – jeder auf seine einmalige Art. Die 26. Edition von blicke – filmfestival des ruhrgebiets würdigt das Kino mit packender Atmosphäre und lebhaften Filmdiskussionen, die im Kinosaal anfangen und sich ins Cafe des endstation.kino verlagern, die mit der Moderation und den Filmemacher*innen anfangen, das Publikum aber letztendlich kompromisslos miteinbeziehen – nicht zuletzt durch den Pubikumspreis. Die Jury sprach ihre Entscheidungen aus – darunter diesmal ein neuer Preis für Ausblicke, eine Kategorie, die bislang außer Konkurrenz lief sowie eine lobende Erwähnung. Im Folgenden sind die Begründungen der Jury für die Preise.

1. Hauptpreis:
„Die Geschichte eines nicht begangenen Verbrechens und dessen Folgen für eine Familie. Und die Geschichte einer fast vergessenen Epoche unseres Landes. Ein junger Filmemacher dreht einen Film über das Schicksal seiner Eltern, das auch sein Schicksal ist und schafft ein eindringliches, berührendes, referenzreiches Essay über politische Kämpfe, die beendet schienen, und deren Nachhall doch bis heute spürbar ist.
Der 1. Hauptpreis geht an „Dann muss es ja ein was weiß ich was Gutes geben“ von Florian Andreas Dedek.“

2. Hauptpreis:
„Wir sehen ein verlassenes Sportfeld. Eine junge Frau artikuliert mit großen Gesten in einer für den Betrachter nicht nachvollziehbaren Zeichensprache. Der Empfänger ist zunächst nicht aufzufinden, die Codes scheinen ins Leere zu laufen. Erst einige Minuten später stellt sich heraus, dass „ Vanessa“ mit Insassen der JVA Gelsenkirchen kommuniziert, die ihr mit der Taschenlampe durch die vergitterten Zellenfenster antworten.
Die rohe Einfachheit, das Unerwartete, und die selbstreflexive konzeptuelle Klarheit dieses Experimentalfilms haben uns als Jury überzeugt.
Der 2. Hauptpreis geht an „Faxen“ von Lisa Domin.“

Preis in der Kategorie „Ausblicke“:
Filme ohne Bezug zum Ruhrgebiet mit maximaler Länge von 45 Minuten
„Mit dem Ausblicke Preis möchten wir einen Film auszeichnen, der sich rückhaltlos auf die Perspektive seines Protagonisten einlässt. Der ihn in jedem Moment ernst nimmt, ihm auf Augenhöhe begegnet und sich bemüht, mit seinem oft rasanten Tempo schrittzuhalten.
Kein Problemfilm über Autismus, sondern ein geduldiges Porträt eines Jugendlichen, der uns seine und unsere Welt erklärt.
Der Ausblicke-Preis geht an „Rebar“ von Julius Dommer.“

action: gender-Preis:
Gestiftet von der Gleichstellungsstelle der Stadt Bochum
„Deutsche Tatorte aus der Gegenperspektive, verbunden von einer Off-Stimme, die zum Medium eines unterdrückten Narrativs wird; einer Erzählung, die wider die Verdrängung um Deutungsmacht, um Sichtbarkeit ringt. Immer wieder kippt die statische Kamera in die Schieflage, beinahe in den Kopfstand – ein Taumel, der signalisiert, wie viel in der Aufklärung der NSU-Verbrechen verkehrt gelaufen ist. Der action: gender-Preis geht in diesem Jahr an „Tiefenschärfe“ von Mareike Bernien und Alex Gerbaulet.“

Querdenker-Preis:
Gestiftet von Trailer Ruhr
„Auf nüchterne und formal strenge Art und Weise thematisiert dieser Film die Schließung des letzten deutschen Schienenwerks in Duisburg-Bruckhausen. Er verbindet industrielle Ortsansichten mit hochemotionalen Orginalreden und erzeugt dadurch ein Spannungsfeld von durchdringender Intensität. Seine gekonnten Tableaus lassen Raum für persönliche Anteilnahme, ohne je in Romantisierung zu verfallen.
Ein Film, der immer wieder gezeigt werden sollte , auch wenn die Schauplätze dieses Arbeitskampfes schon längst aus der medialen Aufmerksamkeit verschwunden sind.
Den Querdenker-Preis verleihen wir an „Flüsse, Täler, Berge“ von Marco Kugel.“

Lobende Erwähnung
„Unwirtliche Lebensbedingungen: Trockenvegetation, Hitzeflimmern, Wüstenstaub – hier halten die Güterzüge schon lange nicht mehr. Ein Landstrich als Projektions- und Resonanzraum für seine Bewohner wie für uns als Zuschauer; und für die stimmliche Präsenz eines Abwesenden, eines Weggesperrten. Die sprachlichen Bilder dieses Dichters verklingen nicht an den Topographien als bloße Illustrationen, sie überlagern sie, stoßen sich von ihnen ab, nur um wieder zu ihnen zurückzufinden; sie berichten von besseren Zeiten, von verlorener Unschuld, von Armut und rassistischer Unterdrückung.
Rainer Komers Engagement für die Anerkennung des inhaftierten afroamerikanischen Lyrikers Spoon Jackson hat uns inspiriert und tief berührt. Wir möchten „Barstow, California“ deshalb lobend erwähnen.“

Ausblicke-Preis:
„Mit dem Ausblicke Preis möchten wir einen Film auszeichnen, der sich rückhaltlos auf die Perspektive seines Protagonisten einlässt. Der ihn in jedem Moment ernst nimmt, ihm auf Augenhöhe begegnet und sich bemüht, mit seinem oft rasanten Tempo schrittzuhalten.
Kein Problemfilm über Autismus, sondern ein geduldiges Porträt eines Jugendlichen, der uns seine und unsere Welt erklärt.
Der Ausblicke-Preis geht an „Rebar“ von Julius Dommer.“

Publikumspreis: Gestiftet vom Bahnhof Langendreer, der Publikumspreis ging dieses Jahr an „Made in Langendreer“ von Eric Jobs. Erstmals wurde ein Film aus dem Herzen Langendreers prämiert. Der Filmemacher Eric Jobs und sein Protagonist Helmut „Spargel“ Schröder leben beide in Langendreer. Der laut Spargel „einzig wahre Gewinner hier“ ist das von ihm selbstgemachte Fahrrad. Der Film begleitet den Prozess über 2000 Arbeitsstunden.

Am 25. November wurden in der Sonntagsmatinée die prämierten Filme nach einem gut besuchten Frühstück nocheinmal gemeinsam geschaut. Mit diesen Filmen wird das Filmfestival bis zur nächsten Edition in 2019 zu weiteren Vorführungen in Cafés und Programmkinos unterwegs sein. Für mehr Infos verfolgen Sie bitte unsere Webseite.«
www.blicke.org