Mittwoch 07.02.18, 14:47 Uhr

Hannah Bruns schreibt an die WAZ


Hannah Bruns ist als Sprecherin der Bochumer Linken zurück getreten. Sie hatte auf ihrer Facebook-Seite nach der Luxemburg/Liebknecht-Demonstration am 14. Januar in Berlin die Polizei sehr übel beschimpft. Grund dafür war der Übergriff der Polizei auf DemonstrantInnen, die Fahnen mit dem Bild von Abdullah Öcalan getragen haben. Die WAZ hatte daraus eine riesige Geschichte gemacht. In einem Schreiben an die WAZ nimmt Hannah Bruns zu ihrem Rücktritt Stellung. »In der Türkei werden die Kurden verfolgt und in Nordsyrien militärisch angegriffen. Die Panzer dafür liefert Deutschland. Die Fahnen der YPG/YPJ, noch vor kurzer Zeit als Symbol des Widerstandes gegen den IS gefeiert, werden vom Innenministerium verboten. Ein Skandal. Aber offenbar nicht für Sie. Denn Sie haben einen größeren Skandal gefunden: Eine 24-jährige Politikerin der Linkspartei, die ihre Wut kundgetan hat über Polizisten, die Menschen aufgrund des Schwenkens der Fahnen von YPG/YPJ festnehmen. Ihre Wut über „Staatsdiener“, die in eine Demonstration stürmen und Menschen herauszerren, weil sie sich mit dem kurdischen Widerstand solidarisieren. Die damit den verlängerten Arm Erdogans in Deutschland spielen.
Der Ausdruck dieser Wut, meine „Pöbeleien“ gegen die Polizei, war für Sie eine der Top-Meldungen der dritten Januarwoche. Dabei hätte es so viel zu schreiben gegeben: Über die Leopard 2-Panzer, die aktuell gegen Afrin rollen. Über die Kriminalisierung von Kriegsgegnern in der Türkei. Über die mörderischen Folgen der deutschen Außenpolitik.
Der wahre Skandal bin in diesem Kontext nicht ich. Das sollte jedem klar sein, der nicht die Interessen der deutschen Waffenindustrie zu seinen eigenen gemacht hat. Leider hat Ihre Berichterstattung dennoch auch in meiner Partei Wirkung erzeugt. Mit den Bedrohungen aus der rechtsradikalen Szene, die pünktlich mit dem Erscheinen des ersten Artikels über meine Äußerungen begonnen haben, kann ich leben. Mit dem fehlenden Rückhalt meiner Partei nicht. Ich habe daraus meine Konsequenzen gezogen und bin mit sofortiger Wirkung als Kreissprecherin zurückgetreten. «