Montag 20.11.17, 17:13 Uhr
Treffpunkt Asyl fordert menschenwürdige Flüchtlingsunterbringung

Stadt muss eigene Standards einhalten


Die Initiative Treffpunkt Asyl Bochum appelliert in einem aktuellen Forderungspapier an die Stadt Bochum, ihre bisherige Politik der Unterbringung von geflüchteten Menschen in Bochum zu ändern. Die Initiative fordert die Stadt dazu auf, „die Standards des eigenen Betreuungskonzeptes einzuhalten, besonders vulnerable [d.R.: verletzbare, verletzliche] Gruppen in Unterkünften besser zu schützen und Menschen langfristig in Wohnungen unterzubringen. Anlass für das aktuelle Forderungspapier war eine Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage der Links­fraktion im Rat der Stadt Bochum vom 15.11.2017 bezüglich der Ausschreibung für die Trägerschaft der Unterkunft am Wiebuschweg 2-20 in Bochum Langendreer.

Aufgefallen war, dass die Stadt ihr eigenes Betreuungskonzept nicht einhält, was sich beispielhaft am Betreuungsschlüssel zeigt: „Das erklärte Ziel der Stadt Bochum war 2015 noch, einen Betreuungs­schlüssel von 1:75 für die soziale Arbeit in den Unterkünften sicher zu stellen. Die jetzige Ausschrei­bung hingegegen enthält nur einen Betreuungsschlüssel von 1:100, und anders als im städtischen Konzept festgelegt müssen nicht alle Sozialarbeiter*innen ein abgeschlossenes Studium der Sozialen Arbeit vorweisen. Die Stadt Bochum hält somit noch nicht mal ihr eigenes Konzept ein“, erklärt Hans Hudde von der Initiative Treffpunkt Asyl.

Neben der Nichteinhaltung der selbst gesetzten Standards kritisiert die Initiative insbesondere auch das Fehlen besonderer Schutzkonzepte für besonders vulnerable Gruppen. So heißt es in dem Papier: „Wir kennen betroffene Frauen, die sich in einer Bochumer Unterkunft nachts nicht allein auf der Toilette trauen. Wir wissen von traumatisierten Menschen, die unter ihrer Lebenssituation in beengten Unterkünften zusätzlich leiden. In der Ausschreibung findet sich zu dieser Problematik und der beson­deren Schutzbedürftigkeit bestimmter Gruppen kein einziger Satz.“

Für die Zukunft wünscht sich die Initiative, dass Sammelunterkünfte geschlossen werden: „Unser politisches Ziel ist, dass geflüchtete Menschen wie alle anderen auch in Wohnungen wohnen dürfen. Hierzu brauchen wir endlich ein Umdenken in der bisherigen Wohnungspolitik. Dass die Stadt aktuell sogar bisher zur Flüchtlingsunterbringung angemietete Wohnungen aufgibt, während sie andererseits weiterhin Menschen in Containern und anderen Sammelunterkünften ihr Dasein fristen lässt, ist eine Schande“, sagt Hans Hudde.

Zuletzt war die Stadt Bochum negativ durch einen Bericht des Rechnungsprüfungsamtes aufgefallen, in welchem die Vergabepraxis der Stadt kritisiert wurde.