Montag 30.10.17, 20:12 Uhr

Lutherdekade: Endlich vorbei 5


Morgen enden die zehnjährigen Feierlichkeiten der evangelischen Kirche für einen der schrecklichsten Hassprediger der deutschen Geschichte. Über seine Hasstiraden ist an dieser Stelle ausführlich berichtet worden. Die protestantischen KirchenführerInnen haben versucht, die vielen „Schattenseiten“ von Luther zu vertuschen. Gleichzeitig betreiben sie eine unglaubliche Heroisierung ihres Konfessionsbegründers. Luther hat weder Thesen an eine Kirchentür genagelt, noch als erster die Bibel ins Deutsche übersetzt, noch ist er der Schöpfer der neuhochdeutschen Schriftsprache und am allerwenigsten war er ein Verfechter für Glaubens- oder gar Meinungsfreiheit. Die Bundeszentrale für politische Bildung widerlegt diese Mythen  und  schreibt: „Und ‚hier stehe ich, ich kann nicht anders‘? Das ist immerhin gut erfunden.“ Die Lutherdekade als riesige Werbekampagne der evangelischen Kirche ist mit mehr als einer Viertel Milliarde Euro aus allgemeinen Steuergeldern finanziert worden. Näheres. Die staatlichen Stellen verstoßen hiermit eklatant gegen das Grundgesetzgebot der weltanschaulichen Neutralität. Prof. Dr. Robert Zwilling hat auf der Tagung  von Religionsfrei im Revier am 21. Oktober in Bochum einen Vortrag gehalten zu dem Thema: „Darf man einen großen Judenhasser 10 Jahre lang mit einem Millionenaufwand vermarkten?“ Sein Fazit: „Die Evangelische Kirche hätte besser daran getan, den historischen Luther in seiner Zeit zu belassen, statt den Versuch zu machen, ihn zu einer Ikone des 21. Jahrhunderts hochzustilisieren. Hierfür ist er nicht geeignet. Für die Probleme unserer Zeit hat er uns nichts zu sagen. Wenn die Evangelische Kirche nicht mehr an Substanz aufzubieten hat als die Berufung auf einen großen Judenhasser, dann entblößt das die Leere ihres Angebots.“


5 Gedanken zu “Lutherdekade: Endlich vorbei

  • Hartmut Grajetzky

    Zu ergänzen ist, dass gerade auch in Kirchenkreisen das 10-Jährige Reformationsevent heftig umstritten ist.Leider scheint der/die Verfasser*in die Lektüre kirchlicher Publikationen zu scheuen, wie der Teufel das Weihwasser. Einer der Höhepunkt innerkirchlichen Kritik ist das Memorandum der beiden evangelischen Theologen/Pastoren Friedrich Schorlemmer(Wittenberg) und Christian Wolf (Leipzig) vom September diesen Jahres. ‚Reformation in der Krise-Wider die Selbsttäuschung’http://www.mdr.de/kultur/themen/debatte-reformationsfest-friedrich-schorlemmer-christian-wolff-refjahr-100.html .Sie kritisieren, dass das „überdimensionierte Mammutprogramm“ zum „Fanal einer großen Selbsttäuschung“ wurde. Mit „Selbsttäuschung “ meinen die Kirchenkritiker, dass die Verantwortlichen die Krise der Kirchen in der säkularen Gesellschaft nicht offen aussprechen und sich mit dem Großereignis „Reformationsdekade“ über den Bedeutungsverlust der Kirchen in unserer Gesellschaft hinwegtäuschen. Eine Kritik, der ich nur zustimmen kann.Die religionslosen Freunde und Freundinnen können sich freuen. Ärgern wird die Religionslosen ein bisschen, dass Gottesdienste am Reformationstag wie der im Rittergut Haus Laer heute völlig überfüllt war. Und übrigens: Der/die Verfasser*in von ‚Lutherdekade:Endlich vorbei‘ steht mit seinen/ihren polemischen, teilweise verkürzten Zuspitzungen in guter protestantisch-lutherischer Tradition.Martin Luther würde sich freuen.

  • Martin Budich Autor des Beitrags

    Ja es gibt innerkirchliche Kritik an dem Luther Hype. Aber doch in erster Linie deshalb, weil die erhoffte Missionierung des atheistischen Ostens der Republik nicht geklappt hat.
    Kirchliche Publikationen werden von uns nicht gescheut. Sie sind beeindruckende Darstellungen, mit welchen Widersprüchen Menschen leben können. Die Gruppierungen in der ev. Kirche, die sich um einen Dialog mit den jüdischen Gemeinden kümmern, haben natürlich realisiert, was Luther für ein fürchterlicher Hassprediger war. Dadurch ist z. B. eine Ausstellung entstanden, die aufzeigt, wie brutal intolerant Luther war. https://www.nordkirche-weltweit.de/interreligioeser-dialog/christlich-juedischer-dialog/zur-ausstellung-ertragen-koennen-wir-sie-nicht.html.
    Diese Basisinitiativen in der ev. Kirche haben es geschafft, dass sich die ev. Kirche 2015 auf ihrer Synode vom Judenhass Luthers distanzieren musste.
    Diese Basisinitiativen sind wahrscheinlich die einzigen in ihrer Kirche, die Luther wirklich gelesen haben. Zivilisierte Menschen, die die Hetzschriften von Luther gelesen haben, werden sich nie positiv auf ihn berufen.
    Auch die Führung der ev. Kirche hat das inzwischen realisiert. 2008 schwärmte der damalige EKD-Ratsvorsitzender Wolfgang Huber in seiner Eröffnungsrede in Wittenberg noch: „Die Lutherdekade legt ein besonderes Gewicht auf den Lebensweg Martin Luthers [und soll] ein Jahrzehnt der Erinnerung an Martin Luther“ sein. Heute spricht die EKD nur noch von einer Reformationsdekade. Die Erkenntnis, dass der Hassprediger Luther kein Prestigeobjekt ist, wird sich durch die modernen Medien nicht länger verschleiern lassen.

  • chris

    Lieber Martin Budich,
    es ist irgendwie rührend, wie Du Dich an den immer gleichen Themen abarbeitest, und das ganz ohne jeden Erfolg. Man muss den Luther-Hype nicht mögen, aber etwas Vergleichbares ist doch insgeheim der Traum Eurer Kleingruppe. Mit all Eurer Kritik rennt Ihr offene Türen ein, und ich glaube auch nicht, dass Du die seriöse Forschung zu diesem Thema auch nur ansatzweise zur Kenntnis genommen hast. Alles, was Ihr bringt, klingt so hausbacken, vorwissenschaftlich und kleinbürgerlich, dass man es ruhig vergessen kann – wenn Ihr Euch gar nicht selbst einen Bärendienst erwiesen habt. Aber sei’s drum, den freien Tag habt Ihr sicherlich auch genossen (so wie die anderen im Jahreskreis auch – ach ja: da ist ja auch noch der Karfreitag…)!

  • Erika

    Liebe-r Chris,

    ich denke, Dein Beitrag ist keine Satire auf einen tiefgläubigen Christen sondern ernst gemeint. Du stehst in einer großen Tradition von verblendeten Gläubigen. Menschen die anderer Ansicht sind, werden einfach persönlich diffamiert, kein einziges Argument wird gebracht. Idealtypisch wird Dein Beitrag durch den Vorwurf der Vorwissenschaftlichkeit ohne selber den kleinsten wissenschaftlichen Hinweis für die eigene Position zu bringen.
    Ich habe mich bisher nicht sonderlich intensiv mit dem Thema protestantische Kirche und Luther beschäftigt. Ich fand den Hinweis von Martin Budich ganz interessant, wie unkritisch Huber vor zehn Jahren Luther feierte. Ich habe mir die Distanzierung der EKD auf der Bremer Synode angeschaut und selbst Margot Käßmann verweist im Interview mit Tagesschau 24 auf die anderen Reformatoren. Das sieht alles sehr nach vorsichtiger Distanzierung aus.
    Mit dem Verweis auf der Ausstellung der Nordkirche hat Martin Budich einen recht „glaub“würdigen Nachweis geliefert, was für ein krasser Hassprediger Luther war. Ich habe die Quellenangaben in der Broschüre von Religionsfrei im Revier über die Abgründe eines Reformators nicht überprüft. Ich vermute, dass sie stimmen. Sonst hätten Menschen wie Du sie schon als teuflisches Lügenwerk entlarvt.

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