Freitag 28.04.17, 08:52 Uhr

Homosexuellenverfolgung
durch Polizei und Justiz


Vom 5. Mai bis 2. Juni ist im Bildungs- und Verwaltungszentrum (BVZ) der Stadt Bochum die Ausstellung „Liberales Hamburg?  – Homosexuellenverfolgung durch Polizei und Justiz nach 1945 ergänzt mit Beispielen aus dem Ruhrgebiet“ zu sehen. Die Rosa Strippe schreibt dazu: »Schätzungen gehen von 5.000 bis 15.000 Homosexuellen in den Konzentrationslagern während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft in Deutschland zwischen 1933 und 1945 aus. Sehr viele wurden dort ermordet. Außerdem wurden mehr als 50.000 Männer mittels des von den Nationalsozialisten verschärften § 175 verurteilt. Nach 1945 setzte sich auch die juristische Verfolgung bis 1969 in der Bundesrepublik unvermindert fort. Erst 1969 wurde die nationalsozialistische Fassung des §175 entschärft und einvernehmliche Beziehungen zwischen erwachsenen Männern damit straffrei. Im Jahr 1994 wurde der § 175 StGB im Zuge der Wiedervereinigung insgesamt aufgehoben.
Schwule Männer, die in den 1950er und 1960er Jahren erwachsen wurden, wurden durch den §175 StGB bedroht. Er verhinderte selbstbestimmtes Leben und Lieben. Wie die Homosexuellenverfolgung durch Polizei und Justiz nach 1945 aussah, dokumentiert die Ausstellung „Liberales Hamburg?“, die der Verein Rosa Strippe e.V. vom 5. Mai bis zum 2. Juni im Bildungs- und Verwaltungszentrum der Stadt Bochum am Gustav-Heinemann-Platz 2-6 zeigt. Die Ausstellung ist eine Übernahme der gleichnamigen Hamburger Ausstellung. Sie wird ergänzt durch Beispiele aus dem Ruhrgebiet, die die Kontinuität der Verfolgung zeigen.
Eröffnet wird die Ausstellung am Freitag, dem 5. Mai 2017 um 18.00 Uhr mit einem Vortrag von Dr. Gottfried Lorenz (Hamburg), der die Ausstellung zusammen mit Ulf Bollmann konzipiert und erstellt hat. Ein Vortrags- und Kulturprogramm begleitet die Ausstellung. Auftakt ist am Samstag, dem 6. Mai um 11.00 Uhr mit einer Führung durch die Ausstellung, ebenfalls mit Dr. Gottfried Lorenz.
Insgesamt drei Veranstaltungen finden in Kooperation der Volkshochschule der Stadt Bochum mit der Rosa Strippe statt. Am Donnerstag, dem 11. Mai 2017 ab 19.00 Uhr sprechen Reinhard Klenke und Georg Roth im Clubraum des BVZ zum Thema „Offene Rechnung – Staatliche Schwulenverfolgung in Deutschland nach 1945“. Beide engagieren sich in der Bundesinteressenvertretung schwuler Senioren e.V., die sich maßgeblich dafür eingesetzt, dass die Opfer des § 175 nach 1945 kollektiv rehabilitiert und entschädigt werden.
Am Mittwoch, dem 17. Mai 2017, dem Internationalen Tag gegen Homo-und Transphobie lesen ab 19.30 Uhr im Raum 1012 des BVZ die beiden Autoren Lutz van Dijk und Sonwabiso Ngcowa unter dem Titel „No more homophobia – Der internationale Kampf gegen Homophobie“ Coming-out-Geschichten aus ihren Büchern „Überall auf der Welt“, „Endlich den Mut“ und „Nanas Liebe“. Beide berichten auch über die Lebenssituation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans*Menschen in Südafrika.
„Das politische Forum am Donnerstag“ beschäftigt sich am 18. Mai 2017 um 18.00 Uhr im Haus der Begegnung in der Bochumer Alsenstraße 19a mit dem Thema „Diversity in der Stadtgesellschaft“. Zu der Podiumsdiskussion eingeladen sind Ina Wilde, Vorsitzende des Kinder- und Jugendrings Bochum e.V., Prof. Dr. Christiane Falge von der Hochschule für Gesundheit, Regina Czajka, Gleichstellungsbeauftrage der Stadt Bochum und Markus Chmielorz von der Rosa Strippe.
Zwei Veranstaltungen der Paritätischen Akademie in Kooperation mit der Rosa Strippe e.V. beenden das Begleitprogramm. Jürgen Wenke, der das Stolperstein-Projekt der Rosa Strippe betreut, spricht am Montag, dem 22. Mai 2017 um 19.00 Uhr im Haus der Rosa Strippe e.V. in der Kortumstraße 143 über den Lebensweg des Ernst Papies. „Buchenwald, Mauthausen und Ausschwitz überlebt – in der Bundesrepublik geächtet“ ist der Titel seines Vortrages.
Am Montag, dem 29. Mai 2017, ebenfalls um 19.00 Uhr im Haus der Rosa Strippe werden die „Klänge des Verschweigens – ein detektivisches Dokumentarprojekt“ gezeigt. Der Film von Klaus Stanjek begibt sich auf die Spurensuche nach seinem Lieblingsonkel Willi, der wegen seiner sexuellen Orientierung acht Jahre im KZ interniert war und schlägt von dort aus einen Bogen in die Nachkriegszeit und die andauernde Verfolgung und Ächtung schwuler Männer.
Die Ausstellung ist Teil des Projektes „Farbe bekennen – Demokratie leben“ und wird gefördert aus dem Bundesprogramm „Partnerschaft für Demokratie“. Das Begleitprogramm wird ermöglicht durch die Volkshochschule der Stadt Bochum, das Projekt Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie und die Paritätische Akademie NRW. Weitere Informationen erhalten Interessierte unter www.rosastrippe.de/verfolgung oder www.rosastrippe.de/termine-veranstaltungen.«