Mittwoch 15.03.17, 19:34 Uhr
GEW fordert faire und gleiche Bezahlung aller Lehrkräfte

Equal-Pay-Day: „Weil Grundschullehrerinnen es verdienen“


Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) schreibt: »„Gleiches Geld für gleichwertige Arbeit!“ – so lautet die Forderung für den Equal Pay Day am 18. März. Frauen müssen bis zu diesem Datum arbeiten, um das durchschnittliche Jahreseinkommen zu verdienen, das Männer bereits zum 31.12. des Vorjahres erreicht haben. Auch im Lehramt werden Frauen finanziell benachteiligt. Das will die GEW ändern. „Nach wie vor lautet ein ungeschriebenes Gesetz in der Besoldung der Lehrämter ‚Kleine Kinder – kleines Geld, große Kinder – großes Geld‘. Dort, wo besonders viele Frauen arbeiten, wie an den Grundschulen, werden sie niedriger besoldet. Damit muss Schluss sein!“ erklärt Ulrich Kriegesmann, Vorsitzender der GEW Bochum anlässlich des Equal Pay Day. „Wir wollen die Gehaltslücke schließen. Deshalb fordert die GEW die gleiche Eingangsgehalt (A13Z) für alle Lehrkräfte“.
Die Forderung gilt nicht nur für Grundschullehrkräfte. Die ungleiche Besoldung erstreckt sich auch auf alle anderen Lehrkräfte in der Sekundarstufe I – außer an Gymnasien und Berufskollegs. So liegt das Einstiegsgehalt der Kolleg*innen an Gymnasien und Berufskollegs nach Berechnungen der GEW etwa 600 Euro über dem Gehalt der übrigen Kolleg*innen.
Diese Besoldungspraxis wertet die GEW als verfassungswidrig, denn es gibt im Jahr 2017 keine sachlichen Gründe mehr dafür. „Hochschulausbildung und Vorbereitungsdienst sind für Lehrerkräfte aller Schulformen gleich lang. Im Lernprozess der Kinder leisten sie gleichwertige Arbeit“, betont Kriegesmann.
In einem von der GEW in Auftrag gegebenen Gutachten bewertet die Rechtsexpertin Prof. Dr. Eva Kocher die derzeitige Praxis als mittelbare Geschlechtsdiskriminierung. Diese liegt dann vor, wenn scheinbar neutrale Kriterien sich so auf eine bestimmte Personengruppe auswirken, dass sie benachteiligt wird. Kriegesmann: „Natürlich gibt es auch Männer an Grundschulen und Frauen an Gymnasien. Allerdings sind Frauen an Grundschulen überproportional von der ungleichen Besoldung betroffen, denn hier arbeiten über 91 % Frauen.“
„Der Lehrer*innenberuf ist ein sehr anspruchsvoller Beruf“, unterstreicht Kriegesmann, „und zwar an jeder Schulform, gerade auch an den Grundschulen. An Grundschulen wird das Fundament für die Bildungskarriere der Kinder gelegt. Hier wird neben dem Lesen, Schreiben und Rechnen auch vermittelt, wie man lernt und Verantwortung für sich selbst und andere übernimmt. Eine faire Besoldung für alle Lehrkräfte ist deshalb überfällig.“«