Samstag 02.04.16, 20:57 Uhr

Erklärung des Protestcamps
der Bochumer Geflüchteten


»Wir freuen uns über die Ergebnisse des Treffens von dem Bochumer Oberbürgermeister Thomas Eiskirch und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Es ist für uns ein ermutigendes Zeichen, dass die 200 Flüchtlinge, die in Bochum am längsten auf die Erstregistrierung warten von ihrem Recht einen Asylantrag zu stellen Gebrauch machen können. Dass im Mai die BAMF-Außenstelle Dortmund in Bochum nunmehr einen Standort einrichtet, bestärkt unsere Hoffnungen. Das Recht auf Asyl erhält in Bochum eine Chance. Insbesondere begrüßen wir es, dass hinsichtlich der Erteilung der Arbeitserlaubnisse die Stadt Bochum nunmehr geltendes Recht anwenden will. Die klarstellende Äußerung der Stadt und des BAMF, dass Geflüchtete bereits drei Monate nach dem Erhalt der BÜMA arbeiten dürfen, bestätigt die Rechtsauffassung der Bundesregierung und ist für die Betroffenen vor Ort ein Fortschritt. Wir sehen in der Erfüllung einiger unserer Teilforderungen eine Reaktion auf unseren Protest, der nunmehr seit 11 Tagen ununterbrochen anhält.Dennoch sind wir der Auffassung, dass wir bisher nur Selbstverständlichkeiten erreicht haben und in unserem Forderungskatalog eigentlich nur die Umsetzung geltenden Rechts einfordern.
Unsere zentralen Forderungen bleiben auch weiterhin unerfüllt. Die Situation in den Flüchtlingslagern bleibt für uns unerträglich. Die Menschen werden dort seelisch krank. Wir sind zum nichts tun verdammt, ohne Privatsphäre auf engsten Raum, in völliger Ungewissheit um unsere Zukunft. In völliger Ungewissheit um die Zukunft unserer Frauen und Kinder, die wir im Rahmen des Familiennachzugs vor Krieg und Tod in Sicherheit bringen wollen. In dieser für uns nach wie vor verzweifelten Lage haben wir uns entschieden so lange hier zu bleiben, bis deutlich wird, wann wir konkret unsere Asylanträge stellen können, damit wir nicht länger in den Flüchtlingslagern leben müssen.
Wir möchten daher auch weiterhin unseren Forderungskatalog aufrechterhalten.Bitte verstehen sie unseren Protest als Hilferuf. Wir halten es dort nicht mehr aus und möchten menschenwürdig behandelt werden.
Wir wollen uns an dieser Stelle auch an die Bochumer wenden, die uns in der ganzen Zeit so viel Menschlichkeit und Verständnis entgegengebracht haben. Ohne die warmherzige Unterstützung der vielen Bochumer hätten wir diesen Protest niemals umsetzen können. Ihnen gilt unser Dank und unsere tief empfundene Anerkennung.
Wir wissen, dass es in Bochum auch Armut gibt und die Menschen auch hier viele Probleme haben. Lassen sie uns gemeinsam für ein besseres, für ein menschenwürdiges Leben engagieren. Wir laden sie ein, mit uns am Protestcamp ein wenig Zeit zu verbringen, damit wir auch ihre Sorgen, Ängste und Probleme kennen lernen.«