Sonntag 27.03.16, 21:24 Uhr

Brian in Bochum 2016


»In Bochum riskieren Atheisten heute ein saftiges Bußgeld für einschlägiges Kino am Karfreitag. Welchen Monty-Python-Film zeigt die Initiative auch in diesem Jahr?« So lautete am Freitag die Frage Nr. 5 bei „Der Wissenstest des Tages“ auf Zeit-online. Die Bochumer WAZ widmete der Geschichte fast eine ganze Seite und deutet mit der Überschrift die Antwort an. Online lautet sie  „250 „Brian-Jünger“ provozieren als Gesetzesbrecher„. In der Printversion wird daraus: „250 „Brian-Jünger: frönen dem Gesetzesbruch“. Das ist alles einerseits maßlos übertrieben und andererseits schlicht falsch. Stichwort „saftiges Bußgeld“. Bei den drei bisherigen Brian-Vorführungen am Karfreitag wurde das Ordnungswidrigkeitsverfahren 2013 eingestellt und 2015 gar nicht eröffnet. Für die Tat im Jahr 2014 hat die Stadt ein Bußgeld von 300 Euro verhängt. Die Initiative Religionsfrei im Revier legte Widerspruch ein und das Amtsgericht reduzierte das Strafgeld auf 100 Euro. Dagegen hat die Initiative Revision beantragt. Gleichzeitig hat die Initiative mehr als 300 Euro Spenden für ihre Aktion erhalten. Von saftigem Bußgeld kann also keine Rede sein.
Die BesucherInnen am Karfreitag waren auch keine GesetzesbrecherInnen. Nur der Verantwortliche für die Veranstaltung kann wegen des Verstoßes gegen das Feiertagsgesetzes belangt werden. Der Besuch der Veranstaltung stellt keine Ordnungswidrigkeit da. Es gab also Karfreitag erkennbar nur einen Gesetzesbrecher im Riff, während täglich tausende GesetzesbrecherInnen in der Stadt zu schnell mit dem Auto fahren oder unerlaubt parken. Und es waren auch nicht nur 250 BesucherInnen im Riff. Um kurz nach 19 Uhr musste der Eingang dicht gemacht werden. Mehr als 400 BesucherInnen passten nicht in die Halle. Die Stimmung im Saal war großartig.
Bevor „Das Leben des Brian“ startete, lief noch ein lustiges Vorprogramm, in dem u. a. ein Kurzfilm das Märchen von der Arche Noah aufgriff und wissenschaftlich untersuchte, was der Versuch bedeuten würde, ein Paar von allen Tierarten der Erde einzusammeln, unterzubringen, zu versorgen, die Fäkalien zu entsorgen und was anschließend durch die Inzucht passieren würde. Etwas ernster schilderte dann Rainer Ponitka vom IBKA, wie die Kölner Gottlosen acht Jahre lang vergeblich versucht haben, mit dem „Leben des Brian“ und anderen Filmen ein Ordnungswidrigkeitsverfahren zu provozieren. Er gratulierte der Initiative Religionsfrei im Revier zu ihrem großen publizistischen Erfolg. Er bekräftigte noch einmal, dass der Rechtsschutzfonds des IBKA die Gerichtskosten für das Verfahren der Initiative übernimmt.
Gratulation gab es dann für Daniela Wakonigg aus Münster. Der 25. März war am Karfreitag auch der erste Jahrestag des Ratsbeschlusses in Münster, der das Ansinnen, den katholischen Kirchentag in der Domstadt mit einem Millionen Euro-Betrag zu unterstützen, abgelehnt hatte. Dies war ein riesiger Erfolg der Kampagne „Das 11. Gebot: Du sollst Deinen Kirchentag selber zahlen.“ In der Geschichte der Bundesrepublik ist zuvor jeder Kirchentag mit vielen Millionen Steuergeldern von Stadt, Land und Bund subventioniert worden. Die fröhliche Botschaft von Daniela Wakonigg: Es lohnt sich, offensiv säkulare Forderungen zu vertreten.
Der Filmwissenschaftler Rainer Vowe erinnerte schließlich daran, welche Auseinandersetzungen und wie viele Aufführungsverbote es vor fast 40 Jahren im Zusammenhang mit dem Brian-Film gegeben hat. Eine 60.000 EinwohnerInnen zählende Gemeinde auf der britischen Insel hatte zum Beispiel strikt verboten, dass der Film aufgeführt wird. Die Stadt hatte allerdings auch kein Kino, wo das hätte passieren können. Rainer Vowe fand es unpassend, im säkularem Umfeld von einem Kultfilm zu sprechen. Kult ist ursprünglich ein Begriff aus dem religiösen Bereich, der aktuell im Filmgeschäft für verkaufsfördernde Zwecke eingesetzt wird.
Als dann der Film lief und einmal mehr deutlich wurde, dass echte Brian-Fans auch beim 25. Anschauen des Films noch herzhaft über jeden Gag lachen können, gab es keinen Zweifel: Das ist ein Kultfilm.
Wie hieß es in einer Ankündigung des Filmmagazin trailer über das Filmfest: „Dafür sind die filmaffinen Atheisten auch gerne bereit, ein paar Silbermünzen Strafe zu zahlen – inzwischen seit vier Jahren. Wer sagt, dass nur religiöse Menschen ihre Rituale haben?“
Wahrscheinlich wird die Initiative Religionsfrei im Revier nicht einmal ein paar Silbertaler Strafe zahlen müssen. Wie im vergangenen Jahr im Sozialen Zentrum wurden auch dieses Mal keine MitarbeiterInnen des Umwelt- und Grünflächenamtes im Riff gesichtet. Dieses Amt überwacht die Einhaltung des Feiertagsgesetzes. Auch wenn man das kaum glauben mag.