Sonntag 22.11.15, 08:28 Uhr
Vortragsreihe des Flüchtlingsrats NRW

Rassismus und Antiziganismus
im flüchtlingspolitischen Diskurs


Der Flüchtlingsrat NRW lädt zu eine Vortragsreihe  zum Thema „Rassismus und Antiziganismus im flüchtlingspolitischen Diskurs“ ein: »Das Bundesland Nordrhein-Westfalen ist derzeit Spitzenreiter einer traurigen Statistik: Jede vierte fremdenfeindliche Straftat ereignete sich in den ersten neun Monaten des Jahres 2015 in NRW. In der deutschen Gesellschaft gibt es einen besorgniserregenden Anstieg rassistischer Hetze und Gewalt gegenüber Asylsuchenden. Flüchtlingsunterkünfte werden mit fremdenfeindlichen Parolen beschmiert, Bürgerinitiativen protestieren unermüdlich gegen neu entstehende Unterkünfte und Asylsuchende werden zunehmend Opfer rechter Gewalt. Die Politik antwortet zunehmend restriktiv auf die ansteigende Zahl von Asylsuchenden. Ende Oktober wurden die rassistischen Diskurse über („Wirtschafts-“) Flüchtlinge durch eine Verschärfung der geltenden Asylgesetzgebung in Paragraphen gegossen. Stolz stellt die CDU zu den neuesten Gesetzesverschärfungen fest: „Wir haben die größten Verschärfungen im Asylrecht seit 20 Jahren auf den Weg gebracht. Schnellere Abschiebungen, weniger Fehlanreize, mehr sichere Herkunftsländer“.
Der auf allen Gesellschaftsebenen offen zutage tretende Rassismus erfährt leider nur wenig politische Gegenwehr und wird häufig stillschweigend hingenommen. Der Flüchtlingsrat NRW e.V. möchte daher eine Vortragsreihe zum Thema „Rassismus und Antiziganismus im flüchtlingspolitischen Diskurs“ durchführen.
Die RezipientInnen sollen anhand der Vorträge der ReferentInnen, die teilweise selbst Fluchterfahrungen haben, dafür sensibilisiert werden, dass sich der Rassismus aktuell in einer Form äußert, die die demokratischen Werte in Frage stellt und jede und jeden alarmieren sollte. Aufgrund der zunehmenden Ausgrenzung ganzer Gruppen und der verstärkten Rechtsradikalisierung ist es aktuell sehr wichtig sich gegen die verschiedenen Formen der Diskriminierung zu positionieren.
Wir laden alle Interessierten herzlich zu folgenden Veranstaltungen ein:
02.12.2015/ Mi. / 19.00 Uhr / Raum 6 im Bahnhof Langendreer (Wallbaumweg 108, 44894 Bochum) / Eintritt frei
Einführungsvortrag „Rassismus und Antiziganismus im flüchtlings-politischen Diskurs“
Der erste Vortrag der Reihe wird in das Themenfeld „Rassismus“ einführen und widmet sich grundsätzlichen Fragen sowie aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Anhand von alltäglichen Beispielen werden z.B. folgende Fragen thematisiert: „Was ist Rassismus eigentlich?“, „Welche Erscheinungsformen gibt es?“, „Wie erklärt die Wissenschaft Rassismus?“, „Was ist Alltagsrassismus?“.
Verschiedene wissenschaftliche Disziplinen haben Theorien zur Erklärung von Rassismus erarbeitet, die von der Betrachtung individueller Vorurteile bis zur Analyse gesellschaftlich verbreiteter Diskurse reichen. Die Referentin wird in ihrem Vortrag ausgewählte Erklärungsansätze aus der Sozialpsychologie und Sozialwissenschaft darlegen und auf aktuelle gesellschaftliche Ereignisse und Diskurse rund um das Thema „Flucht und Asyl“ beziehen, um diese besser verstehen und hinterfragen zu können.
Referentin: Anna-Lisa Holz, Dozentin an der Ruhr-Universität Bochum / Fakultät für Sozialwissenschaft

17.12.2015 / Do. / 18.30 Uhr / Flüchtlingsrat NRW e.V. (Wittener Str. 201, 44803 Bochum)/ Eintritt frei
Der in Paragraphen gegossene Antiziganismus
Am 24. Oktober ist das neue Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz in Kraft getreten. Insbesondere für Asylsuchende aus den Balkanstaaten, darunter zahlreiche Angehörige der Minderheit der Roma, die in diesen Ländern oft diskriminiert und verfolgt werden, hat das Gesetzespaket erhebliche Verschlechterungen zur Folge. Sämtliche Länder auf der Balkan-Halbinsel gelten nun als „sichere Herkunftsstaaten“. Schutzsuchende aus diesen Ländern unterliegen künftig einem unbefristeten Arbeitsverbot. Sie müssen bis zu ihrer Ausreise in Landesaufnahmeeinrichtungen leben. Dafür wurden in NRW bereits sogenannte „Schwerpunktzentren“ errichtet, von denen aus bestimmte Asylsuchende schneller abgeschoben werden können. In diesen Unterkünften gibt es bisher kaum Beratungsangebote für Betroffene.
Referent: Volker Maria Hügel, Projekt Q / GGUA Münster (Gemeinnützige Gesellschaft zur Unterstützung Asylsuchender e.V.)

20.01.2015 / Mi. / 19.00 Uhr / Raum 6 im Bahnhof Langendreer (Wallbaumweg 108, 44894 Bochum) / Eintritt frei
Extrem rechte und rassistische Hetze gegen Geflüchtete
Gegenwärtig findet die größte rassistische Gewaltwelle seit Anfang der neunziger Jahre statt. Fast täglich kommt es zu Übergriffen auf Geflüchtete und Anschlägen auf Unterkünfte. Neben den Hasspostings in den sozialen Medien steigt die Zahl der Teilnehmenden an rassistischen Kundgebungen – auch in NRW.
Zudem gibt es eine Eskalation im Tonfall in rechtspopulistischen Parteien und Medien, systematisch wird Gewalt herbeigeredet. Die Anschläge von Paris verschärfen die Dynamik.
Gleichzeitig hat sich aber auch eine beachtliche Willkommenskultur entwickelt, die auch den rassistischen Haltungen offensiv begegnet.
Wer sind die Akteure der extrem rechten und rassistischen Hetze? Welche Aktivitäten entwickeln sie? Welche Bedeutung hat die aktuelle Entwicklung auf die Lebensrealität Geflüchteter? Diese und andere Fragen sollen in dem Vortrag angeschnitten werden.
ReferentInnen: Mercedes Pascual Iglesias, Integrationsagentur AWO Mittelrhein, Lenard Suermann und Hans-Peter Killguss, Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus NRW«