GewerkschafterInnen für Frieden und Solidarität Demonstration und Kundgebung am 9.Mai 2015 in Bochum
Freitag 15.05.15, 11:15 Uhr

Claudia Zinn


Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich freue mich, dass ihr hier seid. Veranstaltungen wie diese heute machen mir Mut, dass es in Deutschland nicht nur eine Kultur des Verdrängens und Wegsehens gibt, sondern auch eine ganz intensive Kultur des Hinschauens, des Dabeiseins und des Nichtvergessens.
Ich bin froh, Teil der DGB Jugend zu sein, die sich aktiv gegen Rassismus, für Gleichberechtigung und einen respektvollen Miteinander einsetzt. Unsere Verantwortung und unser Ziel für die Zukunft kann nur sein „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!“ Hinter diesem Schwur von Buchenwald stehe ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen der DGB Jugend.
Die DGB-Jugend wird anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz eine Gedenkstättenfahrt durchführen.
Mit vielen jungen Menschen werden wir nach Auschwitz in Polen fahren und der Opfer gedenken.
Das Konzentrationslager Auschwitz war das größte Vernichtungslager der Nazis im Dritten Reich. Millionen Menschen wurden Opfer der nationalsozialistischen Barbarei.
Die Todesfabrik ist für die ganze Welt zum Symbol für Terror, Völkermord und die Shoah geworden. Auschwitz steht als Symbol für das Unvergleichbare.
Es liegt in der Verantwortung der heutigen Generationen, die Erinnerung wach zu halten. Als Gewerkschaftsjugend stehen wir für eine demokratische und antifaschistische Gesellschaft und wollen der verfolgten, gequälten und ermordeten Menschen – seien es Juden, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderungen, Homosexuelle, Gewerkschafter_innen, politisch Andersdenkende,
Widerständler_innen oder Angehöriger weiterer verfolgter Gruppen – gedenken und an die nationalsozialistische Herrschaft mahnen.
Aus der Erinnerung an die Verbrechen entsteht für die heutigen Generationen aber auch die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass sich Auschwitz nie wiederholen kann.
Nie wieder Krieg bedeutet zu fragen: „Was müssen wir eigentlich tun, als Gewerkschafter_innen, als Demokrat_innen, welche Antworten müssen wir geben, wo müssen wir auch „Nein“ sagen und wo müssen wir sagen „so nicht!“.
Einfache Antworten auf komplexe Konfliktsituationen gibt es nicht. Es gibt allerdings eine Antwort, von der ich glaube, dass sie gültig ist. Nämlich, dass wir immer wieder die Erfahrung machen: „Weder Krieg noch Gewalt sind adäquate Antworten auf gesellschaftliche und soziale Konflikte.
Krieg und Gewalt führen immer dazu, dass die Konflikte nicht gelöst, sondern verschärft werden.
Die Ursachen von Konflikten auf unserer Welt sind gestern wie heute: Armut, Hunger, Durst und schlicht und ergreifend die Angst, morgen nicht mehr vernünftig leben zu können.
Und deswegen ist das Wichtigste, was wir als Botschaft heraustragen können: „Die beste Prävention gegen Krieg und Gewalt, ist sozialer Fortschritt, ist der Kampf gegen Armut, Hunger und Durst und damit auch gleichzeitig eine neue, gerechtere Verteilung von Reichtum.“
Mit der gleichen Entschiedenheit müssen wir auch für den 2. Teil des Schwurs von Buchenwald eintreten
Nie wieder Faschismus
Faschismus ist keine Gesinnung, Faschismus ist die als Ideologie herunter gebrochene Form des Verbrechens, sonst nichts.
Und wer immer so tut, als ob man das verniedlichen und relativieren könnte und sozusagen die Gräben einebnen will zwischen rechtem Konservatismus und Neofaschismus und neofaschistischer Ideologie, denen sage ich: „Hört auf damit, so etwas auch nur ansatzweise hoffähig zu machen, sonst wacht ihr auf und wundert euch darüber, dass es nationalsozialitischen Terror gibt.
Und dabei sind die Antworten klar:
Verbot der NPD,
Verbot von Kameradschaften,
ein engagiertes staatliches Vorgehen gegen rechten Terror und nicht sein Decken durch Verfassungsschutzbehörden.
Auch muss die Justiz selbstkritisch ihre Entscheidungen hinterfragen.
Es kann nicht sein, dass sich unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit jede rechte Truppe zusammenrotten und Menschenverachtendes von sich geben darf.
Es kann nicht sein, dass man so tut, als ob jede Meinung gleichwertig wäre. Eine echte Demokratie muss ihre Lehren aus dem Faschismus ziehen, und endlich beginnen auch die Anfänge von Verbreitung faschistischer Gedankenwelten unter Strafe zu stellen und nicht die Polizei dazu bringen, diesen Mist auch noch zu beschützen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir das Bündnis Gewerkschafter_innen für Frieden und Solidarität sagen ganz klar NEIN zu Krieg, zu Gewalt und zu mehr Militär und Hochrüstung.
Umso erschreckender empfinde ich perfide  Werbung der Bundeswehr, die nicht davor zurückschreckt, schon bei Jugendlichen für Militarisierung zu werben.

So können Jugendliche z.B. in der Bravo  nachlesen, wie toll doch der Arbeitgeber Bundeswehr ist.
Das Versprechen auf einen sicheren Job oder ein bezahltes Studium, lockt immer wieder junge Menschen zur Bundeswehr. Diese Art von Werbung suggeriert ein heiles Bild des Soldaten, der Soldatin bei der Bundeswehr. Selbst Bilder von Kriegseinsätzen werden eher wie ein großes Abenteuer- und Erlebniscamp dargestellt. Dass man den Job aber im Zweifel mit der Bereitschaft zahlt, im Kriegseinsatz andere Menschen zu töten oder selbst getötet zu werden, wird in der Werbung ausgeblendet oder nur am Rande dargestellt.
Diese Werbemaßnahmen der Armee haben Proteste hervorgerufen. Mit der Gewerkschaft GEW nenne ich nur ein Beispiel, die sich gegen die Werbung der Bundeswehr an Schulen aussprechen.

Die Bundeswehr darf keinen Einfluss auf unsere Schulen haben. Werbung für die Militarisierung unserer Gesellschaft ist ein absolutes No-Go.
Die Willy Brandt Gesamtschule aus Bochum hat auf ihrer Schulkonferenz beschlossen, dass Bundeswehrangehörige dort künftig nicht mehr auf dem Schulgelände oder im Unterricht für Ausbildungsberufe bei der Bundeswehr werben dürfen. Diesen Beschluss kann ich nur außerordentlich begrüßen und freue mich, dass heute ganz viele Schülerinnen und Schüler der Willy Brandt Gesamtschule  anwesend sind und gemeinsam mit uns ein Zeichen setzen. Ich begrüße die Schülerinnen und Schüler der Willy Brandt Gesamtschule ganz herzlich. Ich freue mich, dass ihr so zahlreich da seid.
Und ich hoffe, dass sich weitere Schulen diesem positiven Beispiel anschließen. Das Bündnis „Schule ohne Bundeswehr in NRW“ unterstützt Schulen in NRW mit der Kampagne „Schulen ohne Militär“, sich dieser Werbung zu widersetzen.
Es kann doch nicht angehen, dass Jugendliche mit einem schöngefärbtem Bild des Soldatenberufs in die Armee gelockt werden, dass soziale und wirtschaftliche Nöte von jungen Menschen dazu ausgenutzt werden, um sie für die Bundeswehr zu rekrutieren.
Unsere Haltung dazu ist ganz klar, wir sagen: „Kein Werben fürs Sterben!
Dagegen werden wir Protest und Widerstand organisieren!