Donnerstag 12.06.14, 18:18 Uhr

Stopp für „Zitterverträge“ gefordert


Die für die Gebäudereinigimg zuständige Gewerkschaft IG BAU hat den Trend zu befristeten Arbeitsverhältnissen in der Reinigungsbranche kritisiert. Sie will das „Spiel mit der Job-Angst“ beenden. „Derzeit sind in Bochum rund 1.710 Reinigungskräfte sozialversicherungspflichtig beschäftigt. In ganz Nordrhein-Westfalen sind es rund 87.500. Immer mehr von ihnen werden in Kurzzeit-Jobs gedrängt oder sind schon jetzt in befristeten Arbeitsverhältnissen“, sagt der Bezirksvorsitzende der IG BAU Bochum-Dortmund, Heinz Wessendorf.
„Besonders in der Reinigungsbranche sind die Kurzzeit-Arbeitsverträge weit verbreitet. Oft gibt es die Jobs nur für einige Monate“, kritisiert Wessendorf. Arbeitgeber nutzten die Möglichkeit der Befristung schamlos aus, um Druck auf ihre Beschäftigten auszuüben. Und dahinter stehe ein Kalkül: „Wer Angst um seinen Job hat, ist bereit, einen Folgevertrag zu schlechteren Bedingungen abzuschließen. Darüber hinaus versuchen einige Chefs, mit Kurzzeit-Verträgen dem Kündigungsschutz zu entgehen“, so Wessendorf. Zum Tag der Gebäudereinigung am kommenden Sonntag (15. Juni) fordert die IG BAU Bochum-Dortmund ein Verbot dieser „Zittervertrags-Praxis“.
„Der grundlosen Befristung von Arbeitsverhältnissen muss ein Riegel vorgeschoben werden – und zwar per Gesetz. Denn letztlich werden dadurch unbefristete Vollzeitstellen abgebaut. Das Spiel mit der Jobangst muss ein Ende haben“, so der Bezirksvorsitzende.
Und er hat noch weitere Kritikpunkte an den Arbeitgebern: „Neben den befristeten Verträgen gibt es für die Beschäftigten in Bochum viel zu oft lediglich Mini-Jobs ohne Sozialversicherungsschutz. Obendrein wird die Leistungsschraube immer weiter angezogen. Immer größere Flächen sollen in immer kürzerer Zeit gereinigt werden. Das ‚Turbo-Putzen‘ mit Überstunden zum Nulltarif ist übliche Praxis in vielen Unternehmen.“
Hintergrund-Info zum Tag der Gebäudereinigung
Der „Tag der Gebäudereinigung“ erinnert an einen Streik der Putzkräfte in Century-City, dem Kommerz-Viertel von Los Angeles, bei dem am 15. Juni 1990 die Streikenden brutal von der Polizei zusammengeschlagen wurden. Die Polizei musste nach einem Gerichtsverfahren schließlich 3,5 Millionen Dollar an die amerikanische Reiniger-Gewerkschaft bezahlen. Der Streik führte schließlich zu einer 25%-igen Gehaltserhöhung und der Einführung betrieblicher Krankenversicherungsleistungen.
Dieser Vorfall markiert einen Wendepunkt in der Kampagne „Justice for Janitors“. Der 15. Juni wird seitdem international als „Justice-for-Janitors-Day“, in Deutschland als „Tag der Gebäudereinigung“ begangen.
Im Herbst 2009 gab es in Deutschland den ersten bundesweiten Gebäudereiniger-Streik.