Samstag 08.03.14, 20:20 Uhr
Sevim Dagdelen wirft der Bundesregierung vor:

„Beschränktes Gedenken“


„Es ist ein Skandal, dass die Bundesregierung das Gedenken zum Beginn des Ersten Weltkrieges mit größtenteils Untätigkeit begeht. Die Kriegsschuldfrage soll auf dem Weg zu einer neuen deutschen Außenpolitik, die mit neuer Macht und neuer Verantwortung weltweit mit Bundeswehrmandaten im Einsatz ist, offenbar nicht mehr thematisiert werden“, erklärt Sevim Dagdelen, Bochumer Bundestagsabgeordnete der Fraktion Die Linke anlässlich der Antwort der Bundesregierung auf ihre Kleine Anfrage „Gedenken der Bundesregierung an 100 Jahre Erster Weltkrieg“. Dagdelen weiter:
„Nachdem die Bundesregierung monatelang nicht erkennen ließ, ob und wie das Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkrieges stattfinden wird, hat sie nun endlich konkrete Zahlen und Veranstaltungen offengelegt. Die Gesamtausgaben belaufen sich lediglich auf einen Bruchteil der Ausgaben, die beispielsweise die britische oder die französische Regierung tätigen. Dass die Bundesregierung dem Revisionisten Christopher Clark eine Bühne bieten will, der die Schuld der deutschen Eliten und des deutschen Kapitals am Kriegsbeginn relativiert, legt den Schluss nahe, dass die Bundesregierung vor dem Hintergrund der erklärten Absicht, die Bundeswehr öfter ins Ausland schicken zu wollen, an einer Relativierung der deutschen Kriegsschuld interessiert ist. Clark gilt selbst unter Kollegen als ausgemachter Deutschland- sowie Österreich-Ungarn-‚Fan‘.
Außerdem ist es erstaunlich, dass die Bundesregierung sogar Veranstaltungen in Benin und Bolivien organisiert, aber dafür die Ostfront keine Rolle im Gedenken der Bundesregierung spielt – die Millionen Opfer in Polen, Belarus, Ukraine und Russland haben für die deutsche Regierung offensichtlich keine Bedeutung.
Die Linke fordert die Bundesregierung auf, dass die deutsche Rolle zum Beginn des Ersten Weltkrieges nicht geleugnet, die Mittel für das Gedenken an den Beginn des Großen Krieges massiv aufstockt und keinen Geschichtsrevisionisten eine Bühne bietet. Auch 100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg gilt für Die Linke: Nie wieder Krieg!“