Freitag 08.11.13, 14:35 Uhr
NGG kritisiert: 450-Euro-Job wird zum „Normalarbeitsverhältnis

„Wildwuchs“ bei Mini-Jobs beklagt


Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat den Boom von 450-Euro-Jobs in der Gastronomie-Branche in Bochum kritisiert und schreibt: »In Hotels, Gaststätten und Restaurants hat sich eine regelrechte „Minijob-Unkultur“ breit gemacht. „Immer mehr Vollzeit-Jobs werden in geringfügige Beschäftigungsverhältnisse aufgespalten. Mittlerweile gibt es in der Gastro-Branche in Bochum mehr Mini-Jobber als sozialversicherungspflichtige Beschäftigte“, sagt Yvonne Sachtje und verweist auf Zahlen der Arbeitsagentur. Nach Angaben der Geschäftsführerin der NGG Ruhrgebiet arbeiten in der Gastro-Branche in Bochum rund 2.950 Beschäftigte in regulären sozialversichungspflichtigen Jobs. Die Zahl der angestellten Mini-Jobber liege dagegen bei rund 3.840. „Da passt was nicht. Das ist eine deutliche Schieflage“, so Yvonne Sachtje. Und die habe gravierende Folgen für die Beschäftigten: Wer heute in Mini-Jobs gedrängt werde, für den sei morgen Altersarmut vorprogrammiert.
Auch wenn die Gastro-Branche zur Abdeckung von Spitzenzeiten auf zusätzliche, flexible Arbeitskräfte angewiesen sei, dürften die 450-Euro-Jobs nicht zum „Normalarbeitsverhältnis“ in der Branche werden. „Die Gastronomie setzt bewusst auf ‚Patchwork-Belegschaften’ mit Mini-Verträgen. Und das nur, um Sozialabgaben zu sparen und auch, um Mitarbeiter leichter austauschen zu können“, kritisiert Yvonne Sachtje. Zudem zahlten Arbeitgeber ihren angestellten Mini-Jobbern häufig kein Urlaubs- und kein Weihnachtsgeld. Auch tarifliche Feiertagszuschläge würden Mini-Jobbern häufig vorenthalten. Selbst um den tariflichen Urlaub und die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall drückten sich die Arbeitgeber.
„Egal, ob die Chefs das aus Unkenntnis oder mit Vorsatz tun, fest steht: Mini-Jobber müssen mit den anderen Arbeitnehmern gleichgestellt werden. Sie dürfen nicht als ‚Beschäftige zweiter Klasse’ behandelt werden. Das fängt beim Tariflohn an und endet beim Urlaub“, so Yvonne Sachtje.«