Samstag 15.12.12, 19:14 Uhr

„Break the silence“


Am 7. Januar 2005 verbrannte der Afrikaner Oury Jalloh in einer Gewahrsamszelle im Keller einer Dessauer Polizeiwache. Der an jenem Abend wachhabende Polizist wurde am vergangenen Donnerstag wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von 10.800 Euro verurteilt. Eine Aufklärung der Todesumstände Oury Jallohs gab es in diesem Prozess nicht. Am Dienstag, dem 18. Dezember lädt das Transnationales Aktionsbündnis um 19.30 Uhr im Sozialen Zentrum zu einer eine Informations- und Mobilisierungsveranstaltungen für die Demonstrationen in Dessau am 7. 1. und am 12. 1. unter dem Motto „Break the silence“ ein. Im Aufruf der Dessauer Initiative heißt es: »Vor fast 8 Jahren, am 7. 1. 2005, wurde Oury Jalloh in einer Dessauer Polizeizelle verbrannt. Er wurde mit 3 Promille Alkohol im Blut festgenommen und an eine feuerfeste Matratze gefesselt. Laut Polizei und Behörden soll er sich selbst angezündet haben. Alle Ermittlungen und Gutachten seitens der ermittelnden Behörden liefen nur in Richtung Selbstmordthese. Dem widersprechende Gutachten, Sachverständige und Anträge wurden nicht zugelassen.
Die Beweisaufnahme vor dem Landgericht Magdeburg wurde kürzlich geschlossen und das Verfahren nähert sich aktuell dem Ende… Die Staatsanwaltschaft in Sachsen-Anhalt versucht damit, den rassistischen Mord an Oury Jalloh für immer unter den Teppich zu kehren.

Viele Hinweise deuten auf Mord!
Ein vertuschter Nasenbeinbruch sowie weitere undokumentierte Verletzungen, ein Feuerzeug, welches erst 2 Tage nach Beweissicherung auftauchte und weder Spuren von Oury, seiner Kleidung oder der Matratze an sich hatte, Video- und andere Beweismaterialien verschwanden, zweifelhafte und sich widersprechende Zeugenaussagen, ein Dessauer Richter, der diesen Vorgängen am Tag der ersten Urteilsverkündung öffentlich die Rechtsstaatlichkeit absprach…
Es gibt Gutachten die belegen, dass:

  • Oury sich nicht selbst (gefesselt, unter 3 Promille, nach Leibesvisitation) angezündet haben kann,
  • er bereits ohnmächtig war, bevor das Feuer ausbrach,
  • die zuständigen Beamten Ourys Hilferufe bis in die Zentrale hätten hören müssen,
  • solch eine Matratze nicht ohne Brandbeschleuniger innerhalb von 20 min. abbrennen kann,
  • keine entsprechenden DNA-Spuren oder Faserreste am Feuerzeug waren.

Die Liste der Hinweise könnte noch ellenlang fortgesetzt werden…
Im letzten Jahr wurden Aktivisten der „Initiative Oury Jalloh“ nicht zum ersten Mal im Vorfeld ihrer jährlichen Gedenkdemo bedroht und nach Beendigung der friedlichen Demo von der Polizei ins Krankenhaus geprügelt. (http://vimeo.com/34900515)
In Dessau kam es zudem im Jahr 2000 zu dem rassistischen Mord an Alberto Adriano und 2002 zu einem auch bisher ungeklärten Tod des Obdachlosen Mario Bichtermann in derselben (!) Polizeizelle unter demselben Dienstgruppenleiter und demselben Polizeiarzt!
Informiert Euch und sagt es weiter! Unterstützt die Demonstrationen in Dessau!
Mehr Informationen:
Initiative Oury Jalloh
Oury Jalloh – der Film
Oury Jalloh – Tod in der Zelle «