Dienstag 11.12.12, 21:01 Uhr

Menschenrechtspreis von Iran Freedom


Am Samstag, den 15. Dezember verleiht die Initiative „Iran Freedom“ um 17 Uhr in der Christuskirche ihren Menschenrechtspreis 2012. In der Einladung heißt es: »Drei Jahre ist es her, dass im Iran Zehntausende auf die Straßen gegangen sind und ihre Rechte eingefordert haben. Die Demonstrationen der Grünen Bewegung waren Aufbruchsignal für das, was sich ein Jahr später zum Arabischen Frühling entwickelt hat. Zu dem Zeitpunkt allerdings war im Iran bereits jeder Aufbruch niedergeknüppelt, zu Tausenden waren die Demokraten in den Gefängnissen der Pasdaran verschwunden: Die Revolutionsgarde ist die Gestapo des Regimes. Bis heute müssen Demokraten aus dem Iran fliehen, viele von ihnen suchen Zuflucht in Europa. Eine breite exil-iranische Szene hat sich in Bochum entwickelt, sie vernetzt sich im Verein Iran-Freedom, um von hier aus den dauernden Protest gegen das Regime zu unterstützen.
Diesem Kampf für Freiheit und Demokratie, in Demokratien selber selten geachtet, schafft der Bochumer Menschenrechtspreis eine öffentliche Resonanz. Kuratorinnen des Preises sind die Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi und die Schauspielerin Jasmin Tabatabai. Der Preis wird jährlich in der Christuskirche Bochum verliehen jeweils in der Woche, in der die Welt den internationale Tag der Menschenrechte begeht. Im vergangenen Jahr hatte Iran Freedom – zusammen mit Amnesty International – Khadijeh Moghaddam gewürdigt, die Gründerin der Initiative „Mütter vom Laleh-Park“: Im Iran gelten Frauen, die öffentlich um ihre ermordeten Kinder trauern, als Staatsrisiko. Khadijeh Moghaddam am 18. Dezember 2011 in der Christuskirche: „Alle Kinder im Iran sind meine Kinder, alle Männer, Frauen, sexuelle Minderheiten, verschiedene Nationalitäten, religiöse Minderheiten, alle Menschen der Welt, egal welcher Gruppe sie angehören, ich sehe sie alle mit dem gleichen Blick.“ Die Laudatio hatte Shirin Ebadi gehalten, die Friedensnobelpreisträgerin hatte die öffentliche Preisverleihung genutzt, die „massive Zensur“ anzuklagen, die im Iran herrscht. Eine Zensur, die erst dadurch möglich wird, dass europäische Unternehmen mit dem Terror-Regime zusammen arbeiten: „Das iranische Regime will nicht, dass Iraner Zugang haben zu unzensierten Nachrichten aus dem Iran und aus der Welt. […] Sie dürfen nicht erlauben, dass Unternehmen, Wirtschaft und Privatwirtschaft Geschäfte mit dem Iran treiben, welche die Lage der Menschen verschlimmern und zu mehr Unterdrückung der Menschen führen.“ Mit dem Menschenrechtspreis 2012 lenkt Iran-Freedom den Blick auf Tausende iranischer Demokraten, die in iranischen Gefängnissen gefoltert werden. Stellvertretend für sie wurden zwei politische Gefangene nominiert, deren beider Chance, die Haft zu überleben, äußerst ungewiss ist: Shahrokh Zamani ist Gewerkschafter, sein Kampf für eine Sozial und Arbeitslosenversicherung wurde als „Propaganda gegen das System“ verurteilt. Der Gewerkschafter wurde wegen „Bildung einer oppositionellen Gruppe“ zu elf Jahren Haft in Täbris verurteilt. Das Gefängnis von Täbris ist als Foltergefängnis berüchtigt. Gemeinsam mit Zamani nominiert ist Javid Hutan Kian. Der Menschenrechtsanwalt verteidigt eine wegen Ehebruchs zum Tode verurteilte Frau und wurde, weil er zwei deutschen Journalisten ein Interview gegeben hat, wegen „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ zu sechs Jahren Haft verurteilt. Hutan Kian wird seit Monaten schwer gefoltert, in einem aus der Haft geschmuggelten Brief schreibt er: „Ich wurde dermaßen verstümmelt, dass ich nicht einmal den Wünsch habe, meine kleine Tochter zu sehen, die ich bislang ohnehin nicht sehen durfte. Ich appelliere an die wachsamen Gewissen, mich nicht zu vergessen. Ruht nicht nachts bequem in euren Betten, denn mir wird dies seit Monaten vorenthalten. Man hat mich zu sechs Jahren Haft verurteilt, ich bin mir sicher, dass man mich vor Ablauf der Haftzeit lebendig begraben wird.“ Iran-Freedom hofft, dass es dem Internationalen Unterstützer-Komitee für Zamani sowie dem Anwalt von Hutan Kian möglich werden wird, den Menschenrechtspreis in Bochum entgegen zu nehmen. Die Laudatio 2012 wird die Preisträgerin des vergangenen Jahres halten, Khadijeh Moghadam. Shirin Ebadi, die ihre Teilnahme kurzfristig absagen musste, wird ihre Rede per Videoschaltung halten. Der Journalist und Autor Marcus Hellwig, der im Oktober 2010 mit Hutan Kian zusammen verhaftet und 132 Tage im Foltergefängnis von Täbris inhaftiert worden war, wird aus seinem bedrückend beeindruckenden Buch lesen. „Inschallah. Gefangen im Iran.“ Über die Arbeit des Iran-Tribunals, dem bisher nur symbolisch agierenden Gericht in Den Haag, das massivste Menschenrechtsverletzungen in den iranischen Haftanstalten aufdeckt, berichtet Dr. Hedayatollah Matin-Daftari.