Dienstag 27.11.12, 14:26 Uhr
NGG Ruhr zieht „Jugend-Bilanz“: 590 Leiharbeiter – 1.455 ohne Job

Keine „Jobs 2. Klasse“ für Jugendliche


„Jung, flexibel und hin und her geschubst“. Unternehmen in Bochum sollen Jugendliche nicht als „Arbeitnehmer 2. Klasse“ behandeln. Das fordert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Für viele Berufsstarter sei die Situation auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor schlecht. Nach der aktuellsten Statistik der Arbeitsagentur sind in Bochum rund 590 Jugendliche im Alter von 15 bis 24 Jahren als Leiharbeiter beschäftigt. 1.455 der Unter-25-Jährigen waren im Oktober sogar arbeitslos gemeldet, so die NGG Ruhr. „Die Chancen, im Berufsleben Tritt zu fassen, sind nicht rosig. Wer jung ist, wird oft mit einem Zeitvertrag abgespeist. Unbefristete Arbeitsverträge bleiben für Jugendliche nach der Ausbildung oft ein frommer Wunsch“, sagt NGG-Geschäftsführerin Yvonne Sachtje.
Die „Generation Praktikum“ sei noch längst nicht aus den heimischen Betrieben herausgewachsen. „Und den ‚Kampf um die Köpfe’ haben viele Unternehmen in Bochum für sich auch noch nicht entdeckt“, so Sachtje. Die Geschäftsführerin der NGG Ruhr setzt deshalb darauf, dass „der Nachwuchs seine Interessen in den Betrieben selbstbewusst vertritt“: Dazu sollen alle jungen Beschäftigten unter 25 Jahren, Azubis und Praktikanten ihre Sprecher wählen, so der Appell der Gewerkschaft NGG. „Es ist enorm wichtig, dass sich der U25-Nachwuchs in den heimischen Unternehmen mit einer starken Stimme beim Chef Gehör verschafft“, so Yvonne Sachtje. Die Wahlen zur Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) laufen nach Angaben der NGG noch bis Ende November. Jugendliche, die in den NGG-Branchen arbeiten und eine JAV wählen oder gründen wollen, können dabei „Wahlhilfe“ von der NGG Ruhr (Am Lipperfeld 33 in 46047 Oberhausen, Telefon: 0208 – 305 82 30) bekommen.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten hat darüber hinaus angekündigt, bei Tarifabschlüssen künftig noch stärker die Interessen von jungen Beschäftigten am Verhandlungstisch durchzusetzen. Yvonne Sachtje zu den Zielen ihrer Gewerkschaft: „Mehr Ausbildungsplätze und eine optimale Ausbildungsqualität sind ein Muss. Ganz oben auf der Liste steht aber auch die Übernahme von Azubis in ein festes Arbeitsverhältnis.“ Vorbild sei hier der Tarifvertrag mit dem Lebensmittelhersteller Nestlé. Beim „Maggi“-Werk im westfälischen Lüdinghausen sei es erstmals gelungen, die unbefristete Übernahme von Azubis zu sichern. „Dieses Modell wollen wir auch nach Bochum holen“, so Sachtje.