Dienstag 11.09.12, 15:43 Uhr

DGB beklagt Mängel an Berufskollegs


Der DGB Ruhr Mark schreibt: »Pünktlich zur Ausbildungsmesse im Ruhrkongress ist der Ausbildungsreport der DGB Jugend erschienen. Es wurden über 3.000 Auszubildende gefragt, wie zufrieden sie mit ihrer Ausbildung sind, an welchen Stellen es Verbesserungsbedarf gibt und wie sie in ihrem Ausbildungsbetrieb behandelt werden. 60 % aller Befragten sind mit ihrer Ausbildung zufrieden. In Betrieben mit Betriebsrat und Jugendvertretung sind es mit 82% deutlich mehr.

„ Damit scheint die richtige Auswahl des Betriebes für die Zufriedenheit in der Ausbildung von großer Bedeutung zu sein“, stellt DGB Regionsvorsitzender Michael Hermund fest.  Aus dem Report geht weiter hervor, dass 38 % regelmäßig Überstunden leisten. Den gesetzlich vorgeschriebenen Ausbildungsplan kennen 39 % der Befragten nicht. Die Vergütung unterscheidet sich je nach Beruf und Branche sehr stark. Angehende Friseurinnen erhalten im Durchschnitt über alle Ausbildungsjahre 386 € monatlich, Bankkaufleute bekommen 862 €. Nur 28 % wussten zum Zeitpunkt der Befragung, dass sie von ihrem Betrieb nach der Ausbildung übernommen werden.
„Vor einer Entscheidung für einen Beruf sollten junge Menschen das bereite Spektrum an Ausbildungen kennen. Sie sollten sich aber auch vor einer Bewerbung über die Ausbildungssituation im Betrieb informieren. Hierzu ist eine Ausbildungsmesse gut geeignet, “ so DGB Jugendbildungsreferent Tim Ackermann, der mit einem Stand auf der Messe vertreten sein wird.
Schwerpunktthema des Ausbildungsreports ist in diesem Jahr erstmalig die Qualität der Berufskollegs. Zu große Klassen, fehlende Lehrer und veraltete Übungsgeräte beklagten die Befragten an ihren Schulen.
„Die Ergebnisse zeigen, dass es zum Teil erhebliche Mängel an den Berufskollegs gibt“, erklärt Tim Ackermann, Jugendbildungsreferent der DGB Jugend „Jeder fünfte Befragte bewertet die fachliche Qualität des Unterrichts als nur ausreichend bis mangelhaft. Und über 50 Prozent der befragten Auszubildenden fühlen sich höchstens befriedigend auf die Abschlussprüfung vorbereitet.“
Wie der Berufsschulunterricht bewertet werde hänge nicht nur vom Lehrer, sondern von mehreren Rahmenbedingungen ab, so Ackermann weiter. „Viele Auszubildende kritisieren die schlechte Infrastruktur an Berufskollegs. Besonders im gewerblich-technischen Bereich sind Lernwerkstätten oft schlecht ausgestattet, teilweise sind Materialien rar oder Übungsgeräte veraltet. Aber auch die Klassengröße wirkt sich auf die Zufriedenheit mit dem Unterricht aus. Der Report zeigt: Umso kleiner die Klasse desto besser wird die Lernatmosphäre beurteilt. Ein weiteres Problem ist der Fachlehrermangel. In den Fachrichtungen Maschinentechnik, Elektrotechnik und Fahrzeugtechnik fehlt der Lehrernachwuchs.“
Um diese Missstände zu beheben, müssten drei Maßnahmen umgesetzt werden, sagt DGB Regionsvorsitzender Michael Hermund. „Das Land muss den Kommunen mehr Mittel für eine bessere Ausstattung der Berufskollegs zur Verfügung stellen. Die Qualität der Ausbildung darf nicht vom Haushaltsbudget der einzelnen Stadt oder Gemeinde abhängig sein.“
Zweitens müsse der Zugang zum Lehrerberuf für beruflich Qualifizierte erleichtert werden. Um mehr praxiserfahrenes Personal an die Kollegs zu bekommen, müssten berufsbegleitende Studiengänge angeboten werden. Zudem muss es für Seiteneinsteiger leichter werden, an Universitäten zu studieren.
„Drittens muss die Klassengröße dringend auf 25 Schülerinnen und Schüler begrenzt werden. All die Maßnahmen kosten Geld. Für die Fachkräfte der Zukunft muss das Land aber die Mittel bereit stellen, “ meint Hermund.«