Montag 10.09.12, 14:01 Uhr

„Bundeswehr raus aus der Messe“


„Ich unterstütze die angekündigten Proteste gegen die Präsenz der Bundeswehr auf der Berufsbildungsmesse Mittleres Ruhrgebiet. Die Bemühungen zur Rekrutierung und Akzeptanzbeschaffung unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen bildet die Speerspitze der gezielten Militarisierung der Gesellschaft, der auf allen Ebenen entschieden entgegengetreten werden muss“, so Sevim Dagdelen, Bochumer Bundestagsabgeordnete  anlässlich der am 12./13. September stattfindenden Berufsbildungsmesse. Weiter schreibt sie:„Die Bundeswehr denkt langfristig und strategisch. Und sie hat nachgerechnet: Jeder und jede Achte Bundesbürger/in muss sich bei ihr bewerben, damit sie langfristig ihren aufgrund von Tod, Verstümmelung und Traumatisierung stark fluktuierenden Personalstock erhalten kann und dabei noch die angestrebte ‚Auswahl‘ hat. Doch die Rekrutierung ist nicht das einzige Ziel, das die Bundeswehr mit ihrer Präsenz auf Jugendveranstaltungen verfolgt. Es geht auch darum, zukünftige Wähler/innen und – wie sie es nennt – ‚Multiplikatoren‘ und ‚Entscheider‘ an die Bundeswehr als gesellschaftlichen Akteur zu gewöhnen und von der Notwendigkeit von Auslandseinsätzen zu überzeugen. Es geht also um eine gezielte, eine strategisch geplante Militarisierung der Gesellschaft. Schockierend ist, dass gerade im Bereich der Rekrutierung eng mit der Industrie zusammengearbeitet wird, die sich als Nutznießer einer aggressiven Außenpolitik sieht. Sie lagert gerne Ausbildungskosten in die Bundeswehr aus und verspricht im Gegenzug ‚gediente Staatsbürger‘ bevorzugt zu behandeln. In der Praxis bleibt davon jedoch wenig übrig: Viele Ex-Soldatinnen und Ex-Soldaten – ob traumatisiert, verstümmelt oder nicht – finden keine weitere Beschäftigung. Einen möglichen Grund wollen nun Forscher im Militärdienst in Deutschland gefunden haben. Sie attestieren ihm negative Auswirkungen auf den Charakter und die persönliche Reife.
Wer die Bundeswehr auf seinen Messen zulässt, der muss mit Protest rechnen und auch damit leben. Noch wünschenswerter wäre es jedoch, man würde die Rekrutierungsbemühungen der Bundeswehr im öffentlichen Raum vollständig unterbinden und untersagen.“