Dienstag 15.05.12, 19:16 Uhr
Der Agendabeirat muss sich eineN neueN VorsitzendEn suchen

Michael Wenzel hört auf


Der langjährige Vorsitzende des Bochumer Agenda-Beirates Michael Wenzel hat mitgeteilt, dass er nicht länger für dieses Amt zur Verfügung steht. In einem Brief an die Beiratsmitglieder schreibt er: »Zur Mitte der Legislaturperiode des Rates ist nach unseren Regularien der/die Vorsitzende des Agenda-Beirates in seinem Amt zu bestätigen bzw. ein/e neue/r Vorsitzende/ zu wählen. Ich möchte Ihnen heute mitteilen, dass ich für das Amt des Vorsitzenden nach der Sitzung am 23.05.2012 nicht mehr zur Verfügung stehe und meine Mitarbeit in der Programmgruppe, der ich als stellvertretender Vorsitzender angehöre, ab diesem Zeitpunkt ebenfalls beende.
Bitte erlauben Sie mir dazu einige erläuternde Ausführungen:

In den vergangenen zwei bis drei Jahren haben für mich wichtige Mitstreiter/innen dem Agenda-Prozess aus unterschiedlichen Gründen den Rücken gekehrt. In Gesprächen mit den betreffenden Personen wurde mir dabei die immer gleiche Frage gestellt: „Was hat der Agenda-Beirat in den letzten Jahren erreicht, was ohne ihn nicht stattgefunden hätte?“

Natürlich habe ich auf Erfolge verwiesen: Das Klimaschutzkonzept, der Bochumer Nachhaltigkeitscheck, die Unterstützung vieler unterschiedlicher Projekte, wie dem Fairen Einkaufsführer oder dem Fairen Handwerksführer, sowie die Erarbeitung von Indikatoren, die Nachhaltigkeit sichtbar machen sollten, mögen hierfür als Beispiele dienen.

Dennoch ist es dem Beirat, der Programmgruppe sowie mir als Vorsitzenden in den vergangenen Jahren nicht gelungen, dem Prozess wirklich neue Impulse zu geben oder die Umsetzung wichtiger Bausteine durchzusetzen. So hat das von uns erarbeitete Indikatorenset mit Ausnahme des Umweltbereiches bis heute keinen Eingang in die Arbeit der Verwaltung gefunden, ganz zu schweigen von einer regelmäßigen Berichterstattung zum Stand der Nachhaltigkeit.

Auch die Sitzungsteilnahme der Beiratsmitglieder lässt insgesamt mehr als zu wünschen übrig. Dabei schließe ich mich selber von dieser Feststellung ausdrücklich nicht aus und möchte das auch gar nicht als Kritik verstanden wissen: Alle Beteiligten haben volle Kalender und müssen Prioritäten setzen. Dennoch schmerzt es naturgemäß, wenn ausgerechnet unsere Sitzungen der Prioritätenbildung zum Opfer fallen.

Wenn ich die Unterstützung von außen betrachte, fällt auch hier auf, dass von den ursprünglich vier oder fünf Agenda-Arbeitskreisen nur noch der AK Verkehr aktiv ist. Viele andere Gruppierungen und Organisationen, namentlich aus dem Umwelt- und Sozialbereich, haben sich aus dem Agenda-Prozess komplett ausgeklinkt.

Der Beirat hat sich als Institution etabliert, aber er bewegt leider nur noch sehr wenig und ist viel zu häufig damit beschäftigt, sich selber zu organisieren. Das ist ein sehr persönliches und objektiv vielleicht auch gar nicht zutreffendes Resümee, aber es ist eines, das ich mir nach rund 14 Jahren aktiver Mitarbeit im Agenda-Prozess erlaube und aus dem ich meine ganz persönliche Konsequenz ziehe. Dafür bitte ich um Ihr Verständnis.

Dem Beirat werde ich, dem Wunsch meines Arbeitgebers entsprechend, weiterhin als einfaches Mitglied angehören.«