Montag 16.04.12, 17:38 Uhr
Der ADFC Bochum zum Radverkehrsbericht der Stadtverwaltung:

Fazit: Nichts ist gut


Der ADFC Bochum schreibt: »Die Verwaltung der Stadt Bochum hat den Radverkehrsbericht 2011/2012 vorgelegt. Zu spüren ist das redliche Bemühen, die mehr als problematische Situation des Radverkehrs in Bochum möglichst positiv darzustellen. Die einzigen wesentlichen Störfaktoren in diesem Bild sind der ADFC Bochum – und die Realität.

  • Die Bochumer Radwege entsprechen nicht den Mindestanforderungen.
  • Bis heute gibt es in Bochum keine Hauptverkehrsstraße mit durchgehenden Radverkehrsanlagen.
  • Bochum hat in der Innenstadt sechs Stationen des Mietsystems Metropolradruhr eingerichtet. Nur Rad fahren kann man zwischen den Stationen nicht.
  • Der Radschnellweg Ruhr ist seit 2011 das Leitprojekt der Region. Dortmund hat seit 10 Jahren daran gearbeitet. Bochum hatte kein Interesse – zu utopisch.

Der politische Wille, Bochum zu einer fahrradfreundlichen Stadt zu machen, ist nicht vorhanden. Der kleinere Partner in der Koalition aus SPD und Grünen hat das Thema irgendwie „aus den Augen verloren“. Die SPD definiert Bochum nach wie vor als Autostadt. An der SPD führt kein Radweg vorbei.
Die Verwaltung kennt den politischen Mehrheitswillen und erspart sich den vergeblichen Kampf. Die dringend erforderliche fachliche Kompetenz für eine moderne Radverkehrsplanung fehlt.
Seit der Rad-Verkehrsschau 2009 in Teilen des Stadtgebietes arbeitet die Stadt an der Beseitigung von mehr als 300 erkannten Mängeln. Die desolate Situation in weiten Teilen des Stadtgebietes hat die Stadt noch gar nicht in den Blick genommen.
Wenn die Stadt handelt, dann in der Regel auf Initiative von außen. Die Freizeitrouten auf aufgegebenen Bahntrassen sind Projekte des RVR. Metropolradruhr ist ein revierweites Modellprojekt, Bochum musste sich nur einreihen.
Der ADFC Bochum hat die Stadt Bochum durch zahlreiche Initiativen und zahlreiche konkrete Anträge zum Handeln gezwungen. Ohne den ADFC Bochum hätte es 2009 keine Verkehrsschau der Radwege gegeben – schon gar nicht mit dem Rad.
Viele Themen, die die Stadt Bochum jetzt als wichtige Fortschritte darstellt, gehen auf Initiativen des ADFC Bochum zurück:

  • Die Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr (z.B. im Ehrenfeld)
  • Die Aufhebung der Benutzungspflicht auf ungeeigneten Radwegen (z.B. Königsallee)
  • Die Aufhebung ungenügender Radwege (z.B. Hiltroper Straße)
  • Die Einrichtung von Radfahrstreifen auf Hauptverkehrsstraßen (Universitätsstraße, Herner Straße, Wittener Straße)
  • Die Überarbeitung von ungenügenden Planungen (Linie 310 Langendreer, Kreuzung Oskar-Hoffmann-Straße / Universitätsstraße)

Von sich aus hat die Stadt Bochum kaum einmal Initiative entwickelt. Der ADFC Bochum wartet seit 10 Jahren vergeblich auf die Freigabe der Kortumstraße zwischen Nordring und Brückstraße. Die Verwaltung hat die Öffnung der wichtigen Radverkehrsverbindung bis heute erfolgreich verhindert.
Die Nachbarstädte Dortmund und Essen zeigen, dass es auch anders geht. Beide sind AGFS Mitglieder. Beide sind Bochum weit voraus.
Die Messlatten von ERA 2010 und AGFS liegen weit höher als Bochum wahr haben will. Jahrzehnte fahrradfeindlicher Verkehrspolitik lassen sich nicht im Handumdrehen ungeschehen machen – erst recht nicht, wenn der politische Wille fehlt.
Der ADFC hat sich das fahrradfreundliche Bochum vom ersten Tag an auf seine Fahnen geschrieben. und verfolgt dieses Ziel weiterhin unbeirrt. Zehn Prozent Mitgliederwachstum im Jahr 2011 sind ein Beleg dafür, dass der ADFC Bochum sich mit dieser Zielsetzung auf dem richtigen Kurs befindet.
Diese Stadt muss sich bewegen- am besten mit dem Rad.«