Mittwoch 21.03.12, 16:14 Uhr

DGB: Equal pay umsetzen!


„Es ist ein Skandal, dass Frauen in Deutschland durchschnittlich bis zum 23. März arbeiten müssen, um das gleiche Geld zu bekommen, das Männer bereits am Ende des Vorjahres auf ihrem Konto hatten“, sagte DGB Regionsvorsitzender Michael Hermund mit Blick auf den Equal-pay-day am kommenden Freitag. Obwohl die Entgeltgleichheit im Grundgesetz verankert sei, verdienten Frauen fast ein Viertel weniger als ihre männlichen Kollegen. „Um diesem untragbaren Zustand ein Ende zu setzen, brauchen wir neben einem gesellschaftlichen Umdenken auch politische Regelungen“, so Hermund. Dazu gehörten die Einführung eines Mindestlohns, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine Sozialversicherungspflicht bei Minijobs ab dem ersten Euro. Die Aufspaltung von regulären Arbeitsplätzen in Kleinst-Jobs und das damit verbundene Lohndumping muss endlich beendet werden. In Bochum gibt es 36.000 Minijobs. Der steuerliche Anreiz für Arbeitgeber gehört abgeschafft,“ so Hermund.
Equal pay bedeute auch, Leistungen in typischen Frauenberufen endlich gerecht zu bewerten, erklärte Hermund. „Es gibt keinen plausiblen Grund dafür, dass Berufe wie Friseurin, Krankenschwester oder Verkäuferin schlechter bezahlt werden, als ‚Männerberufe’ wie Mechatroniker oder Speditionskaufmann.“
Der Einzelhandel sei ein Beispiel für eine typische „Frauenbranche“. Dort seien 70 Prozent der Beschäftigten weiblich. „Der Anteil an Niedriglöhnen ist im Einzelhandel sehr hoch, etwa ein Drittel der Beschäftigten erhalten unter 8,50 Euro Stundenlohn.“ Für diese Beschäftigtengruppe sei Altersarmut vorprogrammiert. „Wer bei diesem geringen Einkommen 40 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt hat, bekommt letztlich nur eine Brutto-Rente um die 500 Euro.“
Neben der geringen Bezahlung sei der Mangel Vollzeitarbeitsplätzen ein weiterer Grund für die niedrigen Gehälter. „Die Mehrheit der im Einzelhandel beschäftigten Frauen arbeitet Teilzeit oder geht einem Minijob nach. Dabei handelt es sich meist nicht um Wunschteilzeit, sondern um Zwangsteilzeit. Die Deregulierung der Ladenöffnungszeiten hat diesen Trend noch verstärkt. In den letzten Jahren sind sowohl die Teilzeitbeschäftigung als auch die Minijobs angestiegen. Das Arbeitsvolumen im Handel wird meist so eingeteilt: männliches Management in Vollzeit – „operatives“ Geschäft für Frauen in Verkauf, Kasse und Auffüllung in Teilzeit und Minijobs, “ beklagt Hermund.
Der DGB fordern ein Umdenken von Politik, Arbeitgebern und Gesellschaft, damit Equal-pay zwischen Männern und Frauen endlich Wirklichkeit wird.