Mittwoch 30.11.11, 14:26 Uhr

Silikon und Nation


Am Donnerstag, den 1.12. findet  um 18 Uhr im GA 03/46 an der Ruhr-Uni die nächste Veranstaltung der AG Ungleichheit & Differenz statt. Das Thema lautet: Silikon und Nation: Geschlechterdiskurse und Nationalismus im Kontext postjugoslawischer Musik. Referentinnen sind Milena Prekodravac und Verena Schuh. In der Ankündigung heißt es: »In den 1990er Jahren ist die Verbindung zwischen populärer Musik und Nationalismus in den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens (insbesondere Serbien) erstmalig für die deutsche Presse in Erscheinung getreten. Populäre Musik, die insbesondere als Turbo-Folk subsumiert wurde, diente unweigerlich als Indikator für Nationalismus und fungierte als seine rückständige Trägerin weit über bloßen Eskapismus hinaus.

Dies hat mehrere Gründe: Zum einen gab und gibt es einschlägige Verbindungen zwischen Kriegsprotagonisten und Popstars (bspw. Ceca Ražnatović), und selbst wenn sie oberflächlich betrachtet keine nationalistischen Inhalte (wie bspw. bei Thompson) bedienen, stehen die Texte im biopolitischen Zeichen der Zeit; zum andere erlebte die „seichte Unterhaltung“ Förderer in den Rundfunkanstalten des Regimes und etablierte damit eine Verengung des massentauglichen Erwünschten und „Normalen“. Das vermeintliche Ideal findet sich auch heute noch in den stereotypen Schönheits- und Geschlechtervorstellungen wieder, wird aber vielseitiger aufgegriffen und gar subversiv gewendet: Musik verbindet über einen gemeinsamen Musikmarkt, Turbo-Folk-Sängerinnen sind LGBT-Ikonen, der Umgang mit Vergangenheit und Folklore ist ironisch. Diese Grenzüberschreitungen finden eine positive Resonanz, etablieren aber eine kaum wahrnehmbare Verschiebung innerhalb des Nationalismus.
Anhand alter und neuer Beispiele sollen im Vortrag die verschiedenen Ausprägungen diskutiert werden.«