Mittwoch 16.11.11, 18:19 Uhr

Geldbeschaffung á la Annington


Das Mieterforum Ruhr, dem auch der Bochumer Mieterverein angehört, erlärt in einer Pressemitteilung: »In den vergangenen Tagen wurde durch Presseberichte bekannt, dass die Deutsche Annington (mit 190000 Wohnungen der größte Wohnungsvermieter in Deutschland), erneut mit einer vollständigen Neuorganisation ihrer Struktur beginnt. Erst vor zwei Jahren war mit der Einführung der „Customer-Care-Center“ der Service weg von lokalen Hausmeistern hin zu Callcenter-Mitarbeitern verlagert worden. Mit der erneuten Umstellung auf lokale Ansprechpartner gesteht die Annington ein Scheitern des Konzepts der Zentralisierung aller Mieterkontakte ein. Auf den ersten Blick scheint es für die Mieter daher erfreulich, wenn die Annington nun ankündigt, 1000 Neueinstellungen vornehmen zu wollen und wieder örtliche Ansprechpartner einzuführen. Die Nachforschungen von Mieterforum Ruhr ergeben allerdings ein ganz anderes Bild.
Für ca. je 500 Wohneinheiten wird jetzt ein sogenannter „Objektbetreuer“ angekündigt, der für die Mieter eines Wohnbereichs ein dauerhaft zuständiger Ansprechpartner wird. Mit der Einführung des „Customer-Care-Center“ hatte Annington alle Vor-Ort-Büros aufgelöst und rund 200 Mitarbeiter entlassen. Daneben gab es seitdem einige „mobile“ Mitarbeiter, die vom Call-Center zu Wohnsiedlungen gelotst werden. Da alle Kundenbetreuer für alle Wohnungen zuständig waren, hatten Mieter bei jedem Anruf einen anderen Mitarbeiter am Telefon. In der Praxis gingen dabei viele Informationen verloren, Mieter mussten das gleiche Anliegen häufig mehrmals vortragen. Dieses Callcenter sorgte daher für viel Kritik bei den Mietern. „Die Wiedereinführung lokaler Mitarbeiter ist für uns das Eingeständnis des Scheiterns des Customer-Care-Center-Konzeptes“, stellt Aichard Hoffmann, Wohnungspolitischer Sprecher des Mieterforum Ruhr fest. “Unsicher sind wir uns aber, ob das neue Konzept für Mieter einen verbesserten Service bedeutet.“
Die negativen Folgen
Die angekündigten Neueinstellungen vermitteln ein falsches Bild. Zwar werden wirklich ca. 800 neue Arbeitsplätze bei einer neuen Annington-Tochter, die zusammen m dem bundesweiten Anbieter von Handwerkerdienstleistungen B&O Service & Messtechnik gegründet wurde, geschaffen. Da handwerkliche Arbeiten (Maler-, Klempner-, Maurer- und Glaserarbeiten…) zukünftig nur durch die eigene Tochter erledigt werden sollen, bedeutet das aber gleichzeitig den Abbau vieler Arbeitsplätze lokaler Handwerksbetriebe. Wie Mieterforum Ruhr einem Bericht der Immobilien Zeitung entnehmen konnte, ist es Ziel der Annington mit der Umstrukturierung „… eine Kostenersparnis von 5% bis 10%…“ zu erreichen. „Wir teilen die Befürchtung von ver.di, dass die neuen Mitarbeiter weniger Rechte haben könnten und zu niedrigen Löhnen arbeiten müssen. „Fehler bei der Durchführung von Arbeiten, unter denen Mieter leiden müssen, sind dabei vorprogrammiert“, sagt Martin Krämer (Büroleiter Mieterforum Ruhr)
Bis zum Jahr 2013 muss Annington Kredite in Höhre von rund 4,5 Milliarden Euro refinanzieren. Vor diesem Hintergrund sind auch die Einsparungen zu verstehen. Mit Sorgen erfüllt Mieterforum Ruhr die Ankündigung der Deutschen Annington, dass die Gespräche mit den Gläubigern verschoben wurden. Die Annington steht hier unter enormen Druck die höheren Zinsbelastungen erwirtschaften zu können.
„Die aktuelle Umstrukturierung steht für uns eindeutig im Zusammenhang mit dem Kostendruck und nicht mit dringend erforderlichen Serviceverbesserungen für die Mieter“, sagt Martin Krämer.