Mittwoch 21.09.11, 22:12 Uhr

Keine Teilnahme an der Papstrede 3


Zum Papstauftritt im Bundestag erklärt Sevim Dagdelen, Bundestagsabgeordenete Der Linken aus Bochum: „Jedem Abgeordneten steht die Entscheidung frei an der Rede des Papstes vor dem Deutschen Bundestag teilzunehmen oder nicht. Ich werde nicht an der morgigen Papstrede teilnehmen, weil der Verfassungsgrundsatz der Trennung von Staat und Kirche durch die Papstrede vor dem Deutschen Bundestag verletzt wird. Erst durch Laizismus wird Religionsfreiheit möglich. Wir alle und besonders Parlamentarierinnen und Parlamentarier sollten damit nicht derart leichtfertig umgehen.
Ich teile die zahlreichen Kritikpunkte der Bewegung „Wir sind Kirche“ am Papstbesuch. Ein teurer Massenevent, der über die großen Defizite der katholischen Kirche und auch das theologische Wirken des Joseph Ratzinger hinwegtäuschen soll. Dieser Papst steht für die Stärkung des ultrakonservativen Netzwerks Opus Dei innerhalb der katholischen Kirche, für Vertuschung statt Aufklärung im größten Missbrauchsskandal von Kindern und Jugendlichen, für die Hofierung von antisemitischen reaktionären Priestervereinigungen wie die Pius-Bruderschaft und die Fortsetzung einer homosexuellenfeindlichen Morallehre. Die Ausgrenzung und Diskriminierung von Frauen in der katholischen Kirche bzgl. des Priesteramtes ist inakzeptabel und muss endlich beendet werden. Auch das immer noch bestehende Kondomverbot angesichts von etwa 33 Millionen HIV Erkrankten weltweit und etwa 2,6 Millionen Neuansteckungen im Jahr 2009 ist absolut verantwortungslos.
Joseph Ratzinger hat lange Jahre, als Präfekt der römischen Glaubenskongregation, den theologischen Kurs des Vatikans entscheidend verantwortet und geprägt. In seine Amtszeit fällt auch die massive Bekämpfung von progressiven theologischen Ansätzen in Lateinamerika wie die „Theologie der Befreiung“. Eine offene Auseinandersetzung mit dem Papst ist im Bundestag nicht vorgesehen. Zur Demokratie gehört allerdings ein Meinungsaustausch. Auch deshalb werde ich nicht anwesend sein.“

 


3 Gedanken zu “Keine Teilnahme an der Papstrede

  • snoff

    Eine gute Entscheidung wie ich finde, aber eine Katastrophe, dass leerbleibende Protestplätze im Bundestag von ehemaligen Abgeordneten besetzt werden sollen um dem Papst einen vollen Bundestag vorzugaukeln.

  • ubu

    lauter gute argumente , sevim. sitzenbleiben und lauthals singen wär auch eine möglichkeit, zb nach dem heckerlied : schmiert die guillotine, schmiert die guillotine,
    schmiert die guillotine ein mit pfaffenfett !

  • discipulussenecae

    An die Redaktion: Meine Leserbriefe werden in schöner Regelmäßigkeit unterschlagen, aber so ein polemischer Mist wie obige Zuschrift wird veröffentlicht. Souverän geht anders …!

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