Dienstag 30.08.11, 15:41 Uhr
Opel-Betriebsrat zu den Kündigungen im Bochumer Werk:

„Es kann jeden treffen“


Der Bochumer Opel-Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel erklärt in einer Pressemitteilung: »Nachdem in den letzten Monaten bereits über 1.400 Bochumer Opelaner selbst gekündigt haben bzw. freiwillig nach Rüsselsheim gewechselt sind, hat heute die Unternehmensleitung weiteren 86 Bochumer Opelanern per Post die betriebsbedingte Änderungskündigung zugesandt. Von diesen 86 Bochumern sollen 75 Beschäftigte im 250 km entfernten Opel-Werk in Rüsselsheim eingesetzt werden. Wer die Änderungskündigung nicht akzeptiert, der wird ganz gekündigt. Bereits am vergangenen Freitag hat der Bochumer Betriebsrat einstimmig diesen Kündigungsanträgen widersprochen. Der Betriebsrat dazu „Die Kündigungen sind unverantwortlich und unsozial!“

Es ist ein Skandal, dass die Beschäftigten und der Betriebsrat erst durch die Medien erfahren haben, dass heute die Kündigungen verschickt werden.
Die sogenannte Sozialauswahl wurde einseitig vom Unternehmen vorgenommen, ist fehlerhaft und damit unwirksam. Es gibt keine Rücksicht auf soziale Belange, Alter, Betriebszugehörigkeit, Familienstand, Funktionsfähigkeit des Betriebes. 24 Opelaner mit Migrationshintergrund haben ausgerechnet heute, zum islamischen Zuckerfest, vergleichbar mit dem Weihnachtsfest, die Kündigung bekommen.
Am 26. September diesen Jahres stehen wir in Bochum vor dem Anlauf des Zafira Sports-Tourer. Die weiteren Zwangsversetzungen des Unternehmens belasten diesen für Opel wichtigen Anlauf. Das musste das Unternehmen inzwischen selbst zugeben, indem die Gekündigten bis Anfang 2012 den neuen Zafira bauen sollen und erst im Zeitraum von Januar bis April 2012 in Bochum gekündigt werden und erst dann nach Rüsselsheim müssen. Beschäftigte, die bereits gekündigt haben, werden gebeten, doch länger zu bleiben.
In den nächsten Tagen soll die Produktion in Bochum gesteigert werden. Im nächsten Jahr wird es voraussichtlich zu Zusatzschichten am Wochenende kommen. Ohne Mehrarbeit wird es nicht gehen. Einerseits Kündigungen und andererseits Mehrarbeit für die Verbleibenden – das versteht kein Mensch.
Die Belegschaft stellt verärgert Fragen: Warum diese kompromisslose Politik gegen den Bochumer Standort, nachdem Bochumer Belegschaft und Betriebsrat in den letzten Jahren immer wieder die größte Flexibilität und Kompromissbereitschaft bewiesen haben? Ist man sich nicht des Imageschadens kurz vor der IAA bewusst? Wer steht als Nächster auf einer Kündigungsliste?
Für kommenden Donnerstag, 1. September 2011, hat die IG Metall ihre Mitglieder (85 % der Bochumer Opelbelegschaft sind Mitglieder der IG Metall), zu einer Beratungssitzung ins IG Metall-Haus eingeladen. Nachdem der Betriebsrat bereits die angekündigten Kündigungen abgelehnt hat, muss und wird jeder Einzelne eine Kündigungsschutzklage gegen Opel einreichen. IG Metall und Betriebsrat werden jeden Opelaner dabei unterstützen, wenn er um sein Recht kämpft.«