Freitag 05.08.11, 12:30 Uhr
"Raphael und seine dunkelhäutigen Freunde...."

„Multi-Kulti“ im Stadtpiegel Bochum


Auf der Website des Bochumer Forum für Antirassismus und Kultur – BoFo e.V. ist ein offener LeserInnenbrief an den Stadtspiegel Bochum dokumentiert, der sich auf die letzte Ausgabe des Anzeigenblattes (siehe nebenstehendes Foto) bezieht:

Sehr geehrte Redaktion des Stadtspiegel,

in Ihrer Mittwochsausgabe vom 03.08.2011 berichten Sie auf Ihrer Titelseite vom 14. Sparkassen-Giro vergangenen Samstag in Bochum.
Der Titel des Artikels lautet „Multi-Kulti-Giro und weitere Feten am Wegesrand“. Zu sehen ist ein Foto mit mehreren Kindern, die sich des Festes und der geschenkten Klapphüte erfreuen. So weit, so gut…. der hierzu verfasste Text jedoch erfordert diesen offenen LeserInnenbrief.
Wir als Bochumer Forum für Antirassismus und Kultur e.V. erachten es als eine Notwendigkeit, auf diesen Artikel zu reagieren. In dem Text wird eines der Kinder mit seinem Namen vorgestellt und die übrigen Kinder werden als dessen „dunkelhäutige Freunde“ bezeichnet. Ganz sicher war es nicht Ihre Absicht, einen medialen Rahmen für rassistische Stereotypen zu bilden.
Gleichwohl stellen sich unsererseits Fragen, um deren Beantwortung wir höflichst bitten. Aus welchem Grund werden diese Kinder als „dunkelhäutig“ bezeichnet? Ist es bei Ihnen auch üblich, „hellhäutige“ über ihre Hautfarbe zu definieren? Wir können uns keines Berichtes entsinnen, in dem beispielsweise stand „Anna und ihre hellhäutigen Freundinnen“. Weshalb wird aber der Bericht über Raphael als „Raphael und seine dunkelhäutigen Freunde“ gebracht? Welcher Sinne steckt hinter der Reduktion der Kinder auf ihre Hautfarbe? Unterscheidungen wegen der Hautfarbe sind diskriminierend und rassistisch. Es ist die Hervorhebung einer vermeintlichen Gruppenzugehörigkeit über Zuschreibungen von Attributen wie beispielsweise „dunkelhäutig“. Es ist uns ein gesellschaftliches Anliegen, darauf aufmerksam zu machen, wie rassistische Zuschreibungen zur Normalität werden. Das gilt es zu verhindern. Wir müssen endlich aufhören, Menschen über ihre Hautfarbe, ethnische Herkunft etc. zu definieren. Die Erwähnung der Hautfarbe in diesem Bericht ist lediglich ein Unterscheidungsmerkmal und hat keinen weiteren Informationsgehalt. Oder hatten die Kinder besonders viel Spaß, weil sie „dunkelhäutig“ waren?
Wir hoffen, mit diesem offenen LeserInnenbrief zumindest eine Sensibilisierung dafür zu schaffen, dass Alltagsrassismus keineswegs zu Normalität wird.“