Montag 01.08.11, 12:06 Uhr

Bochum bleibt Ackermann erspart


Anlässlich der Absage von Ackermann an der Veranstaltung „Herausforderung Zukunft“ erklärt die Bochumer Bundestagsabgeordnete der Linksfraktion Sevim Dağdelen: „Ich begrüße ausdrücklich die Absage von Josef Ackermann, Noch-Vorstandsvorsitzendem der Deutschen Bank, an einer Veranstaltung über internationale Finanzmärkte im Schauspielhaus Bochum. Die kritischen Stimmen von Bochumerinnen und Bochumern sowie der angekündigte Protest waren es wohl, die einen Verursacher und Profiteur der Krise, Josef Ackermann, zu einer Absage bewogen haben.“ Dagdelen weiter: „Ackermann ist denkbar ungeeignet, in unserer Stadt eine Veranstaltung  mit dem Titel „Herausforderung Zukunft“ zu bestreiten. Dabei geht es weniger um seine persönlichen Charaktereigenschaften, die ich an dieser Stelle nicht bewerten möchte, sondern vielmehr um seine Rolle als einer der bekanntesten Vertreter des deutschen Großkapitals. Die Deutsche Bank verfolgt horrende Renditeziele und macht dafür Geschäfte mit hochriskanten Wertpapieren, die zu der Finanzkrise führten. Die Risiken wurden und werden weiterhin auf die Steuerzahler und damit die Allgemeinheit abgewälzt. Die Deutsche Bank bereichert sich an Steuergeldern, die über den griechischen Staat direkt an die Deutsche Bank fließen, während den Beschäftigten in Griechenland die Löhne gekürzt und die Sozialleistungen gestrichen werden. Sie finanzierte Atomkonzerne wie Avera und die Rüstungsindustrie. So wie ich das sehe, besteht für uns alle die „Herausforderung Zukunft“ darin, dem Finanzkapital mutig entgegen zu treten und eine bessere Welt gegen dessen Renditeinteressen durchzusetzen. Ackermann zu diesem Thema reden zu lassen wäre also eine echte Real-Satire gewesen.“

Christian Leye, Sprecher DIE LINKE.Bochum ergänzt: „Auch Städte wie Bochum leiden vielfach unter der Logik des Kapitals, die Profite zu maximieren auf Kosten von allen anderen gesellschaftlichen Bedürfnissen. In Bochum leben 39 457 Menschen von Hartz IV mit viel zu niedrigen Regelsätzen, die nicht erhöht wurden, während die Bundesregierung dem Finanzkapital Milliardenbeträge hinterhergeworfen hat. 53,3% Bochumerinnen und Bochumer im Leiharbeitssektor arbeiten zu Niedriglöhnen, die den einzigen Sinn und Zweck haben, die Profite der Unternehmen zu maximieren. Die öffentlichen Kassen in unserer Stadt sind leer, da zuvor das Kapital und die Gewinner dieses Systems durch Steuergeschenke entlastet wurden. Und in den nächsten Wochen sollen mehr als 150 Bochumer Opelarbeiterinnen und Opelarbeitern gekündigt werden, die dem Profitinteressen des Unternehmens im Wege stehen.  Unter diesen Bedingungen Josef Ackermann als einen der bekanntesten Vertreter des Finanzkapitals und genau dieser Profitlogik in unserer Stadt zum Thema Zukunft sprechen zu lassen war eine grandiose Fehlentscheidung, was er nun offensichtlich Dank des angekündigten Widerstandes aus der Bochumer Zivilgesellschaft eingesehen hat.“