Freitag 08.07.11, 13:49 Uhr

Antisemitismus und Ökonomiekritik


Am kommenden Dienstag, den 12. Juli findet um 18 Uhr im Raum GBCF 04/611 ein Workshop im Rahmen des Politischen Dienstags, einer Vortragsreihe des AStAs der Ruhr-Uni statt. Es geht um das Thema Antisemitismus im Kontext von Ökonomiekritik und es wird eine Unterrichtseinheit der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA) vorgestellt. In der Ankündigung heißt es: »Adorno hat Antisemitismus einmal als “Gerücht über die Juden” bezeichnet. Eines der langlebigsten Gerüchte ist dabei die Vorstellung von Juden als dominante Kraft im Wirtschaftsleben. Eine angebliche Affinität “der Juden” zum Geld ist das grundlegendste und allgemeinste Vorurteil über Juden, es lässt sich nahezu bei jeder Gelegenheit, zu jedem Thema und historisch rückblickend für jede Epoche einsetzen.  Dies hat sich bis heute gehalten. Exemplarisch sei der ehemalige türkische Ministerpräsident Necmettin Erbakan genannt, der in seinem Buch “Die gerechte Ordnung” den “Zionisten” (als Chiffre für “die Juden”) unterstellt, die Menschheit mittels der “kapitalistischen Zinswirtschaft” auszubeuten. Neben solch prominenten Beispielen stellte die Anti-Defamation League in einer Studie fest, dass im Zuge der letzten Finanzkrise in unzähligen Foren und Blogs im Internet Juden als Verursacher und Profiteure der Krise angesehen werden. Dass Juden reich und geldgierig seien, die Kontrolle über das US-Finanzsystem übernommen hätten und versuchen würden, eine “jüdische Weltordnung” zu errichten, waren dabei die häufigsten Anschuldigungen.
Auch bei Schülerinnen und Schülern sind diese Stereotype verbreitet; Zwar treten sie nicht als geschlossenes Weltbild auf, sind aber doch in fragmentarischer Form allgegenwärtig. Die zentrale Aufgabe einer Pädagogik gegen Antisemitismus muss nun über die bloße Dekonstruktion einzelner Stereotype wie z.B. “die Juden sind reich”hinaus gehen. Die Herausforderung besteht darin, einerseits die zentralen Denkfiguren antisemitisch besetzter Ökonomiekritik zu identifizieren; anderseits die sich dahinter verbergende Funktion methodisch wie inhaltlich zu thematisieren. Angesicht der Präsenz und Langlebigkeit antisemitisch aufgeladener Ökonomiekritik ist die Spärlichkeit pädagogischer Materialien zu dem Thema umso überraschender. Bis heute existieren lediglich wenige Versuche, sich diesem Thema pädagogisch anzunähern. In dem Workshop wird der Referent, pädagogischer Mitarbeiter der KIgA, daher die zentralen Aufgaben und Herausforderungen einer präventiven Pädagogik gegen Antisemitismus benennen und Einblick in die pädagogischen Materialien der KIgA geben.«