Montag 04.07.11, 10:52 Uhr

Militär an der Schule


Am morgigen Dienstag, findet um 18.30 Uhr eine Veranstaltung im Sozialen Zentrum statt zum Thema: Bundeswehr raus aus Schulen! Am Freitag war ein Jugendoffizier der Bundeswehr an der Matthias Claudius Schule eingeladen. Ausnahmsweise war mit Wolfgang Dominik auch ein Vertreter des Bochumer Friedensplenums dabei. Wir fragten ihn: Wie ist das gelaufen?
Der sozialwissenschaftliche Unterrichtsblock hat 1 1/2 Stunden  gedauert. Ca. 25 SchülerInnen (12 Klasse, Gk Sozialwissenschaften) hatten mit ihrem Lehrer „Auslandseinsätze der Bundeswehr“ als Unterrichtseinheit gemacht und das Pro und Contra nach Angaben des Lehrers abgewogen. Das war auch das Thema der Diskussion zwischen dem Bundeswehr-Hauptmann und mir.
Welche Fragen hatten die SchülerInnen?
Natürlich nach Alternativen zu Kriegseinsätzen. So weit die eigentlich rege Beteiligung von mir interpretierbar ist, waren am Anfang die Mehrheit von der Notwendigkeit der Auslandseinsätze überzeugt. Ob ich da einige zum Nachdenken gebracht habe, weiß ich nicht. Zwei Schüler waren deutlich dagegen – vor und nach der Diskussion. Rechtliche Frage konnte der Offizier sofort platt machen, weil er sich auf das Bundesverfassungsgericht und den UN-Sicherheitsrat berief: Nicht alles da ist gut, aber etwas Besseres zum Schutz der Demokratie gibt es nicht. Das leuchtete ein.
Hat der Jugendoffizier Nachwuchswerbung gemacht?

Das Auftauchen eines jungen, sympathischen netten Offiziers im Unterricht ist an sich schon Nachwuchswerbung. Die Bundeswehr darf für eine Ausbildung zum Töten keine Werbung machen. Eindeutig verbal ist nicht für die Bundeswehr geworben worden, auch Werbebroschüren (im Bundeswehr Jargon „neutrale Informationsbroschüren“) ließ Hauptmann M. in der Tasche, wie er sagte. Aber es reicht vielleicht als Werbung, dass ISAF angeblich die Grundimmunisierung gegen Krankheiten aller Kinder in Afghanistan ermögliche. Ich konnte zwar von Matin Baraki, Jürgen Rose u.a. total andere Zahlen von Verelendungsprozessen, von immenser Kinder- und Müttersterblichkeit, bringen, ob das aber bei den sowieso von den Einsätzen Überzeugten auf fruchtbaren Boden fiel, wage ich zu bezweifeln.
Haben sich SchülerInnen für einen Job bei der Bundeswehr interessiert?

M.E. war kein direktes Interesse an einer irgendwie gearteten freiwilligen Meldung zur Bundeswehr erkennbar. Der Begriff „Job“ bei der Bundeswehr stört mich in eurer Fragestellung. Ich habe versucht, klar zu machen, dass SoldatInnen bei der Bundeswehr zum Töten ausgebildet werden. Und das fällt nicht so einfach unter „Job“.
Wo hat der Jugendoffizier sich am weitesten weg von der Realität bzw. Wahrheit bewegt?
Da er die von den PolitikerInnen und den Massenmedien wiederholten „Main-Stream-Wahrheiten“ wiederholte, war er dauernd weit von der Realität der Friedensbewegung entfernt, für die SchülerInnen aber schlicht realistisch.
Was hat die SchülerInnen am meisten nachdenklich gestimmt?
Vielleicht meine Erwägungen, in welcher Welt die SchülerInnen und mein Enkel in 20 Jahren leben, wenn sie die Kriege der letzten Jahre, in denen auch die Bundeswehr oder Deutschland mitmischt, einfach hochrechnen und wenn der Kriegsminister im „SPIEGEL“ der vorletzten Woche sagt, zwei große und drei kleinere Kriege nebeneinander müsste die Bundeswehr führen können.
Wie viel Eindruck unser „Friedensquiz“ (Wer wird Millionär?) machte, weiß ich nicht, weil das die SchülerInnen als Hausaufgabe mit nach Hause nehmen sollten.