Samstag 16.04.11, 07:39 Uhr
Zur aktuellen Entwicklung in Ägypten

Zwischen Revolution und Stillstand


Am kommenden Dienstag, den 19. April findet der nächste Vortrag im Rahmen des Politischen Dienstags (PolDi) statt.  Malte Gebert referiert zum Thema „Zwischen Revolution und Stillstand – Zur aktuellen Entwicklung in Ägypten“. Der Vortrag beginnt um 19 Uhr im Hörsaal HGA 30 der RuhrUni. In der Ankündigung heißt es: »Um Ägypten ist es in den letzten Wochen in den deutschen Medien ruhig geworden. Dabei ist nach der Revolution gegen das „System Mubarak“ noch längst nicht entschieden, in welche Richtung sich der politische Prozess entwickeln wird. Ägypten, wo seit dem Staatsstreich der Freien Offiziere 1952 der Ausnahmezustand herrscht, wo jede progressive Oppositionsbewegung brutal unterdrückt wurde und Folter an der Tagesordnung war, galt aus westlicher Perspektive trotz alledem lange Zeit als „Stabilisator“ der Region. Doch auch innerhalb des arabischsprachigen Raumes nahm Ägypten politisch und kulturell immer eine Vorreiterrolle ein. Ob die Jugend vom Midan Tahrir ihre Revolution beenden kann, wird somit auch Einfluss auf die Entwicklung des gesamten Raumes haben. Einen Dämpfer erfuhr die Demokratiebewegung jedoch am 19. März bei dem Referendum zur Verfassungsänderung, die trotz nur minimaler kosmetischer Korrekturen, von der Mehrheit der Bevölkerung begrüßt wurde und einer darauf folgenden Verschärfung des Versammlungsrechtes. Entwicklungen, die im Wesentlichen dem Militär, Mubaraks NDP und der radikalislamischen Muslimbruderschaft in die Hände spielen.
Doch wie steht es um die Demokratiebewegung? Wer sind ihre AkteurInnen und was genau haben sie in den letzten Monaten erreicht? Welche Ziele verfolgt das Militär? Welche Rolle spielen die radikalislamische Muslimbruderschaft oder die alten staatstragenden Eliten, ohne die dieser Umschwung sicherlich nicht möglich gewesen wäre? Was kann der Umbruch in Ägypten für die Region des Nahen Ostens bedeuten? Und schließlich, wie wird sich das Verhältnis zu Israel entwickeln, mit dem Ägypten seit 1979 einen Friedensvertrag unterhält, der in den letzten Jahren euphemistisch als „Kalter Frieden“ bezeichnet wurde? Kann vielleicht der Bann des weiterhin virulenten Verschwörungs-Antisemitismus gebrochen werden? Der Vortrag wird versuchen auf diese Fragen Antworten zu geben und eine Einschätzung der Lage im Land am Nil nach dem Sturz Hosni Mubaraks zu geben.
Malte Gebert ist Historiker und lebt in Berlin. Er schreibt u.a. für die Wochenzeitung Jungle World und arbeitet zur Rezeption der „Protokolle der Weisen von Zion“ in Ägypten und den palästinensischen Autonomiegebieten.«