Donnerstag 09.12.10, 14:02 Uhr

40 % der Jobs in Bochum sind prekär


Der DGB Ruhr-Mark schreibt: »Neueste Auswertungen der Beschäftigtenstatistik belegen, die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. Während im Jahre 2003 in Bochum noch 127.794 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte wohnten, sind es 2009 nur noch 120.820. Ein Jahr zuvor waren es noch 2.559 mehr. Die Zahl der Vollzeitarbeitsplätze ging seit 2003 um ca. 10.000 Stellen zurück, während die Zahl der Teilzeitstellen seit 2003 um 2.832 zugenommen hat. Ebenso ist die Zahl der Mini-Jobs rasant gestiegen. 2003 waren knapp 27.000 Bochumer auf einen Mini-Job angewiesen, bis 2009 sind 8.600 dazugekommen, allein im letzten Jahr 1.600.
Insgesamt ist die Zahl atypischer Beschäftigungsverhältnisse, dazu gehören Teilzeit, Leiharbeit und Mini-Jobs, von 51.537 im Jahre 2003 auf 64.033 im Jahre 2009 gestiegen, das entspricht 40,7 % aller Beschäftigten!
Hinzu kommen noch 1.277 Arbeitsgelegenheiten, sogen. 1 € Jobs.
„Wir sehen mit großer Sorge, dass weit mehr als 40 % der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in prekären Jobs beschäftigt sind. Das Normalarbeitsverhältnis in Vollzeit mit Versicherungspflicht droht in die Minderheit zu geraten. Die Ausweitung der prekären Beschäftigung ist ein soziales Pulverfass und muss schnellstens gestoppt werden, denn sie ist ein wesentlicher Grund dafür, dass immer mehr Menschen trotz Arbeit in Armut leben müssen,“ so DGB Regionsvorsitzender Michael Hermund.
Bei den Frauen stehen mittlerweile 56,1 % aller Beschäftigten in atypischen Beschäftigungsverhältnissen, bei den Männern beträgt der Anteil 26,2 %.
Wohin die Entwicklung geht, sieht man daran, dass in den letzten 7 Jahren sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in großem Umfang in nicht Versicherungspflichtige umgewandelt wurde. Seit 2003 sind fast 9.000 nicht versicherte Beschäftigungsverhältnisse hinzugekommen. Die Schere zwischen guter und prekärer Arbeit geht immer weiter auseinander. Denn die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse insgesamt ist nur um 2.500 gestiegen. Besonders betroffen sind Frauen und junge Menschen, die in hohem Maße in prekärer Beschäftigung landen. Altersarmut und steigende Soziallasten sind die Folge“, so Hermund.
Deutschland ist Vorreiter bei den Auswüchsen des Niedriglohnsektors.22 Prozent der Beschäftigten, 6,5 Millionen Menschen arbeiteten zu Niedriglöhnen, 2,2 Millionen Menschen bekommen pro Stunde weniger als sechs Euro, 1,3 Mio. Beschäftigte beantragen zusätzlich noch Hartz IV.
„Wir brauchen eine neue Ordnung der Arbeitsmärkte. Beschäftigung darf nicht länger entwertet werden. Deshalb muss auch in Deutschland gelten: Mindestlöhne, und zwar nicht unter 8,50 Euro pro Stunde und gleiches Geld für gleiche Arbeit“ fordert der Gewerkschafter. „Arbeit, die arm macht, kann und darf nicht weiter das Ziel von Beschäftigungspolitik sein.“«