Sonntag 28.11.10, 11:53 Uhr
Theater zur Klimakonferenz in Mexiko:

„Oft ist die Natur nicht einmal schön“


Die Premiere von „Oft ist die Natur nicht einmal schön“ am Freitag, dem 3. 12. in den Kammerspielen des Schauspielhauses findet am fünften Tag der 16. Klimaschutzkonferenz der Vereinten-Nationen in Cancún, Mexiko statt.  Der Dramaturg des Stückes Olaf Kröck schreibt: »Während sich die UN-Delegierten in der Karibik zu informellen Kamingesprächen treffen und versuchen, die Welt zu retten, fragen wir uns, was uns das eigentlich angeht und was wir damit zu tun haben. Die Antwort sei schon einmal vorweg genommen, denn sie ist erschütternd einfach: Alles! – Ein musikalischer Abend von Christoph Frick und Bo Wiget.

Das Kyoto-Protokoll haben wir nicht alle unterschrieben, in Kopenhagen haben wir einen Kompromiss, der so dünn wie schlechter Kaffee war, gerade mal zur Kenntnis genommen und so liegt alle Hoffnung jetzt in Cancún.
Wir wissen, dass sich das Klima wandelt und wer dafür verantwortlich ist, aber vertagen unsere Entscheidungen besser auf irgendwann. Dabei ist es doch die Kanzlerin, die uns immer wieder mahnend hinweist: „Nicht irgendwann, sondern jetzt!“.
Aber es sind natürlich die da oben, die es nicht hinbekommen, wir haben doch schon lange Öko-Strom, fahren mit dem Zweitwagen zum Biomarkt und gehen mit unseren Kindern Zelten. Natürlich wollen wir keine Natur die kratzt, sticht und juckt. Wir wollen eine Natur, in der es immer blüht, in der die Sonne scheint, immer eine sternenklare Vollmondnacht, den Blick auf das Meer und die imposanten Berge frei gibt. Wir wollen eine Urlaubskatalog- Natur, ein Schöner-Wohnen-Paradies, das unsere gestressten Seelen streichelt, uns das Herz erwärmt und der Frisur nichts anhaben kann.
Natur soll uns auch Ehrfurcht lehren, aber bitte ohne uns wirklich nahe zu kommen. Wir sind gegen Wirbelstürme und für Delphine, aber das Auto stehen zu lassen und auf die Tunfisch-Pizza zu verzichten, fällt schwer. Wir wissen, dass die Klimakatastrophe auf uns lauert und können doch nichts anderes, als kleine Schritte tun. Wir sind Artisten der Problemverschiebung. „Was sind schon zwei Grad mehr?“, denken wir und sitzen in perfekter Outdoor-Ausrüstung vor einem Lagerfeuer, auf dem dafür ausgezeichneten Rastplatz, essen einen Bio-Apfel, ignorieren den Duft der Mückenschutzcreme in unserem Gesicht und stimmen ein schönes Lied aus alten Tagen an.
Der Regisseur Christoph Frick und der Musiker und Komponist Bo Wiget entwerfen einen Abend über unser romantisierendes Verhältnis zur Natur im Angesicht der Klimakatastrophe. Dieser Abend ist komisch und traurig, voller Slapstick und nachdenklicher Momente. Und dazu singt das Ensemble romantische Lieder.«

Regie: Christoph Frick
Musikalische Leitung: Bo Wiget
Bühne: Thomas Dreißigacker
Kostüme: Maren Geers
Dramaturgie: Olaf Kröck
Mit: Maja Beckmann, Raiko Küster, Katharina Linder, Nicola Mastroberardino, Veronika Nickl, Matthias Redlhammer, Michael Schütz / Musiker: Daniel Brandl, Volker Kamp, Jan Sebastian Weichsel