Mittwoch 08.09.10, 22:00 Uhr

Cross-Border: schwarze Löcher und Nullen 1


Das Presseamt der Stadt verschickte heute eine ungewöhnliche Mitteilung. Sie endete mit dem Satz: „Rückfragen richten Sie bitte direkt an Herrn Dr. Busch unter der Mobilfunknummer…“ Manfred Busch ist der Kämmerer der Stadt. Vergleichbares hat das Presseamt in den letzten Jahren nicht unter eine ihrer Erklärungen geschrieben. Im Klartext bedeutet dies: „Wir als Presseamt können das nicht erläutern.“ Die Stadt hat nämlich heute mal wieder erklärt, dass der Cross-Border-Deal gar nicht so schlimm gewesen sei. Eigentlich seien unter dem Strich noch 0,6 Mio Euro in der Stadtkasse geblieben. Anlass für die Presseerklärung war, dass die Stadt ihre US-Schatzbriefe  (Treasuries) verkauft hat, die sie Ende 2008 erwerben musste, um einen noch größeren Schaden von der Stadt abzuwenden. Gekauft hatte sie US-Papiere für 111,3 Mio US-$. Hiervon waren einmal 18,8 und dann 6,3 Mio US-$ erlöst worden. Bleiben also 86,2 Mio US-$, die unter dem Strich bezahlt wurden. Jetzt gab es dafür 83,4 Mio US-$. Dazu heißt es in der Presseerklärung der Stadt: »Kämmerer Dr. Manfred Busch: „Was sich vor wenigen Wochen noch niemand vorstellen konnte, ist jetzt gelungen – wir konnten die US-Treasuries zu einem sehr guten Preis verkaufen. Die schwarze Null unter dem Strich des Cross- Border-Lease ist damit schon jetzt bestätigt und weitere mögliche Risiken aus den zukünftigen Zins- und Wechselkurs-Entwicklungen sind endgültig beseitigt.“« Dazu legt er auch eine „Gesamtabrechnung CBL“ vor. Hier ist der entscheidende Trick, dass die 20,4 Mio Euro, die über den Cross-Border-Deal an die Stadt geflossen sind, auf 28.4 Mio Euro schön gerechnet werden. Die 8 Mio Euro (in weniger als 6 Jahren!) seien Zinsersparnisse. Dabei wissen alle, dass ohne den Deal weniger Geld ausgegeben worden wäre und damit auch keine Zinsen angefallen wären.
An dieser Stelle sei noch einmal an die Pressemitteilung der Stadt Bochum vom 31.03.2009 erinnert. Auch damals wurde eine schwarze Null versprochen, ohne zu wissen, mit wie viel Defizit die US-Papiere verkauft werden können. Damals wurde eingeräumt, dass das Risko des Deals noch weiter dauert: „Die Stadt Bochum garantiert weiterhin für ein Darlehen einer deutschen Landesbank an eine andere deutsche Landesbank über anfänglich 42 Mio. €.“


Ein Gedanke zu “Cross-Border: schwarze Löcher und Nullen

  • Wolfgang Dominik

    Gut, dass es bo-alternativ gibt! Da ich kein so gewiefter Finanzbuchhalter und Bilanzenleser wie die Chef-Redakteure (ach nee, die gibt es ja nicht, also : Redakteure) von bo-alternativ bin, konnte ich mich über die WAZ-Meldung heute morgen nur wundern. Hoffentlich bekommt ihr jetzt nicht noch nen BilanzenleserInnenprozess zum Tortenprozess hinzu! So nach dem Motto: Illegale, ziemlich gewalttätige Bloßstellung der Stadt Bochum.

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