Donnerstag 02.09.10, 18:00 Uhr
DGB Jugend veröffentlicht Ausbildungsreport 2010

Betrieben fehlt die Ausbildungsreife


Die DGB-Jugend hat eine Studie zur Qualität der Berufsausbildung vorgelegt. Dabei zeigt sich der überwiegende Teil der befragten Auszubildenden zufrieden, dennoch gibt es schwerwiegende Mängel. Ein Drittel der Azubis muss manchmal bis immer ausbildungsfremde Tätigkeiten durchführen, 40 Prozent müssen regelmäßig Überstunden machen, teils sogar ohne Ausgleich und ein Drittel beklagt, dass die Betreuung durch die Ausbilder nur manchmal bis nie erfolgt. Insbesondere im Hotel- und Gaststättenbereich, sehen sich viele Auszubildende mit großen Problemen konfrontiert. Harte Arbeit, permanent viele Überstunden, ein oftmals rauer Ton und der Eindruck ausgenutzt zu werden, hinterlassen bei vielen Auszubildenden ein Gefühl der Enttäuschung. In dieser Branche wurden 2009 in Bochum 150 Ausbildungsverträge abgeschlossen, aber mit über 40% die größte Abbrecherquote gemessen. Dazu Tim Ackermann, Jugendbildungsreferent des DGB in Bochum:

„Die Forderung nach Einschränkung des Jugendarbeitsschutz-gesetzes gehen völlig an der Realität vorbei. Gerade minderjährige Auszubildende und Arbeitnehmer benötigen speziellen Schutz. Zudem zeigt sich, dass einem Teil der auszubildenden Betriebe die nötigen Ausbildungsreife fehlt.“
Im August zählte die Agentur für Arbeit in Bochum 2.067 arbeitslose junge Menschen, was ein Anstieg von 1,8 Prozent im Vergleich zu 2009 bedeutet. Zugleich fehlen auf dem Ausbildungsmarkt in Bochum über 500 Ausbildungsplätze.
„Die Ursache für den Fachkräftemangel ist hier zu finden: Wenn Betriebe keine ausreichende Anzahl an Ausbildungsplätzen zur Verfügung stellen, brauchen sie sich nicht wundern, wenn sie später zu wenige Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt finden. Die Forderung der DGB-Jugend nach einer Ausbildungsumlage von allen Betrieben zur Finanzierung von Stellen, bleibt weiter aktuell“, so Ackermann.
Aber auch bei Jugendlichen, die einen Arbeitsplatz haben, hat sich die Situation in den letzten Jahren verschlechtert. Nach den Angaben des Statistischen Bundesamts ist die Zahl der atypisch Beschäftigten unter 25 Jahren zwischen 2000 und 2009 um 200.000 auf 675.000 Personen gestiegen. Die Zahl junger NormalarbeitnehmerInnen sank um fast 400.000 auf knapp 1,2 Millionen Personen.
Dazu DGB Regionsvorsitzender Michael Hermund: „Befristete Beschäftigung muss eingedämmt werden. Wir brauchen einen gesetzlichen Anspruch auf Übernahme, wenn Arbeitskräftebedarf im Unternehmen besteht. Junge Beschäftigte brauchen eine Perspektive statt der ständig drohenden Angst vor Arbeitslosigkeit.“