Sonntag 15.08.10, 07:00 Uhr

Chile: Erdbeben und politischer Erdrutsch


Am 17. Januar 2010 wurde in Chile der Milliardär Sebastián Piñera von  der Renovación Nacional („Nationale Erneuerung“) als Kandidat des rechten Wahlbündnisses Coalición por el Cambio (Koalition für den Wechsel) zum Präsidenten gewählt. Am 27. Februar 2010 ereignete sich in Chile das fünftstärkste Erdbeben, das weltweit seit Beginn der seismischen Aufzeichnungen im Jahr 1900 je gemessen wurde. Diese beiden Ereignisse und ihre Auswirkungen werden im Mittelpunkt eines Vortrages von Pedro Holz (Foto) am Donnerstag, den 19. August um 19.00 Uhr im Sozialen Zentrum stehen.
Mit Piñera ist 20 Jahre nach Ende der Militärdiktatur unter Pinochet erstmals ein Präsident des Rechtsbündnisses an die Macht gekommen. Pedro Holz wird auf die Ursachen eingehen, warum es in Chile diesen politischen Rechtsrutsch gegeben hat, während in einigen anderen lateinamerikanischen Ländern linke Präsidenten erfolgreich sind.
Das Erdbeben schließlich hat deutlich gemacht, die groß die sozialen Unterschiede und Probleme in Chile sind und wie präsent das Militär ist, wenn sozialen Unruhen repressiv begegnet werden soll.
Pedro Holz wurde 1938 in Berlin als chilenischer Staatsbürger geboren. 1949 kehrte die Familie nach Chile zurück; 1974 aber kam Pedro Holz wieder in die BRD – diesmal ins Exil. Die Pinochet-Diktatur hatte ihn wegen seiner Mitarbeit in der Regierung Allendes und seiner gewerkschaftlichen Aktivitäten ins Gefängnis gebracht.
In der BRD arbeitete der Diplomingenieur, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler als Lehrbeauftragter an der Universität Duisburg, in verschiedenen Bereichen der Erwachsenenbildung und im freiraum e.V., Bochum.
Lange Zeit durfte Pedro Holz nicht in seine Heimat zurückkehren. Als das Einreiseverbot aufgehoben worden war, besuchte er Chile 1987 für einige Wochen, und Anfang des Jahres 1989 kehrte er mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen endgültig nach Santiago zurück.
Nach dem Regierungswechsel 1990 arbeitete er einige Jahre bei „Sercotec“, einer staatlichen Institution, deren Aufgabe die Förderung von Kleinst- und Kleinunternehmen ist. Seit 1994 ist er unabhängiger Berater, insbesondere im Bereich Weiterbildung, für die gleiche Zielgruppe, wie auch für Gemeindeverwaltungen und andere staatliche Stellen. Heute lebt Pedro Holz als Rentner in Santiago und Valparaiso.