Donnerstag 05.08.10, 17:00 Uhr

Panik bei der IHK 5


Der Hauptgeschäftsführer der Bochumer Industrie- und Handelskammer (IHK) Tillmann Neinhaus hat ziemlich heftig auf eine Stellungnahme des DGB Regionsvorsitzenden Michael Hermund zur „prekären Situation“ im Bereich der Versorgung mit Ausbildungsplätzen reagiert. In einer Pressemitteilung wirft Neinhaus dem DGB-Vorsitzenden „unangebrachte Panikmache“ und „polemische Belehrungen“ vor. Offensichtlich weiß Neinhaus nicht, dass die Arbeitsagentur die DGB-Zahlen untermauert hat. In dem am 29. 7. 2010 von der Arbeitsagentur vorgelegten „Arbeitsmarktreport“ ist auf Seite 13 nachzulesen, dass sich zu diesem Zeitpunkt 3.908 Ausbildungssuchende in Bochum und Herne bei der Arbeitsagentur gemeldet hatten. Dem stehen 2.528 gemeldete Ausbildungsplätze gegenüber. Die Arbeitsagentur errechnet daraus 0,65 Berufsausbildungsstellen je BewerberIn. Die Propaganda von IHK und Handwerkskammer, dass für alle Ausbildungswilligen und -fähigen ein Ausbildungsplatz zur Verfügung stehe, lässt sich mit den Zahlen der Arbeitsagentur leicht auseinander nehmen. Die Arbeitsagentur hilft sogar noch dabei, die Zahlen zu schönen: Etwa 1.000 Ausbildungsplatzsuchende werden von der Agentur aus der Statistik geworfen, weil sie nach ihrer Einschätzung nicht ausbildungsfähig oder -willig seien.


5 Gedanken zu “Panik bei der IHK

  • Oddo

    Die Zahlen der Arbeitsagentur sind mit Vorsicht zu genießen. Längst nicht jeder Jugendliche, der eine Lehrstelle hat, meldet sich sofort bei der Arbeitsagentur ab, bleibt also „suchend“ gemeldet. Außerdem haben die Zahlen oft einen ordentlichen Zeitverzug, weil man intern mit der Bearbeitung nicht nachkommt, und vermitteln daher ein schiefes Bild

  • Martin Budich

    Zum LeserInnenbrief von Oddo:
    Die Zahlen der Arbeitsagentur bilden nicht die Realität ab. Es gibt natürlich Jugendliche, die sich nicht melden, wenn sie einen Ausbildungsplatz haben. Viel größer ist allerdings die Zahl derjenigen, die von der Agentur gar nicht in die Statistik aufgenommen werden, weil die Agentur die Zahlen beschönigen will. Kurz vor Beginn des Ausbildungsjahres schmeißt die Agentur dann regelmäßig die meisten Suchenden als ausbildungsunwillig raus und verkündet dann, dass fast alle, die eine Lehrstelle gesucht haben, auch eine gefunden haben.
    Einen einigermaßen realistischen Überblick über das Ausmaß der Lehrstellenkatastrophe erhält man nur, wenn man sich die Zahlen der SchulabgängerInnen nimmt und dazu die Ergebnisse der Umfrage des Schulverwaltungsamtes hinzuzieht, wie viele davon eine Lehrstelle suchen. Dann muss man die Zahlen derjenigen hinzu addieren, die aus den diversen Warteschleifen kommen. Dieser Summe muss man dann die Zahl der bei den Kammern gemeldeten abgeschlossenen Ausbildungsverträgen gegenüberstellen. Dann hat man harte Zahlen darüber, wie dramatisch viele junge Leute in unserer Gesellschaft daran gehindert werden, einen Beruf zu erlernen.

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