Freitag 03.07.09, 17:00 Uhr
ver.di attackiert Schlecker-Konzern:

„Tarifloses Paradies der Kapitalinteressen“


Der für den Einzelhandel zuständige ver.di Sekretär Helmut Süllwold schreibt: „In Bochum und Herne warten wir (Betriebsräte und Gewerkschaft ver.di) noch auf die erste Eröffnung einer XL-Filiale. Der Schlecker-Konzern (d.h. mindestens: Anton Schlecker – AS – , Ihr Platz und XL-GmbH) ist aber schon heftig dabei, „teure“ tarifgebundene Beschäftigte zu kündigen, obwohl feststeht, dass, wenn nicht im gleichen Moment, so doch kurze Zeit später, sehr bald unter anderem Namen (umfirmiert auf Ihr Platz oder Neueröffnung als SchleckerXL) neuer Bedarf an Arbeitskräften im eigenen Haus besteht. Aus Sicht des (gegen die guten Sitten verstoßenden) Schlecker-Konzerns wohl nachvollziehbar, denn bei Ihr Platz und bei SchleckerXL-GmbH gibt es ein tarifloses Paradies der Kapitalinteressen und Betriebsräte stehen da auch nicht auf der Tagesordnung.Aber auch bei Schlecker AS selbst ist man nicht pingelig. Es gibt zwar die Pflicht, sich an Tarifverträge zu halten und Betriebsräte zu beteiligen, aber man spielt mit der Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, der nicht selten die einzelne Mitarbeiterin lähmt, sich für die eigenen Interessen zu engagieren. Betriebsräte werden einfach umgangen (natürlich rechtswidrig) und es müssen lange Rechtswege beschritten werden, um Beteiligungsverpflichtungen und Gestaltungsforderungen durch zu setzen.

Ganz bewusst passiert es auch im tarifgebundenen Bereich, dass geleistet Arbeit nicht bezahlt wird (der Ausgleich durch Freizeit ist oft wegen der Minibesetzung der Filialen nicht möglich). Die Einhaltung der „guten Sitten“ ist (wenn es das bei Schlecker überhaupt schon mal gab) bei Schlecker längst zu einem Fremdwort geworden.
In einer solchen Situation sind die (täglich) ehrlich und fleißig arbeitenden Menschen im Schlecker-Konzern dringend angewiesen auf die Solidarität „von Außen“. Kundinnen und Kunden sollten ihrem Unmut Ausdruck geben über das unwürdige Umgehen mit zig-tausenden Menschen, denen man existenzielle Angst vermittelt, um sie davon abzuhalten, ganz selbstverständliche Ansprüche im Sinne von gutem Lohn für gute Arbeit und einem grundrechtlichen Anspruch auf einen Arbeitsplatz einzufordern.
Was so manche Finanzinvestoren für so manche Wirtschaftsunternehmen sind, ist der Schlecker-Konzern für die meisten seiner Beschäftigten… HEUSCHRECKEN.

Wegen unserer (Betriebsrat und Gewerkschaft ver.di) begründeten Behauptung, dass der Schlecker-Konzern seit einigen Monaten eine Umstrukturierung praktiziert, wird es am 07.07.2009 um 11.30 Uhr im Zusammenhang mit mehreren betriebsbedingten Kündigungen eine erstinstanzliche Entscheidung (Kammertermin) beim Arbeitsgericht in Herne geben. Nach unserer Auffassung hätten sämtliche Kündigungen nicht ausgesprochen werden dürfen, da gesetzlich vorgeschriebene Verhandlungen über einen Interessenausgleich bzw. Sozialplan bisher nicht stattgefunden haben.