Dienstag 23.06.09, 12:00 Uhr
Kinder als Augenzeugen des Holocaust

„Aber ich riss mich los und entkam“


Am Mittwoch, den 24. Juni um 19:30 Uhr laden Jüdische Gemeinde, Evang. Stadtakademie und Christuskirche Bochum gemeinsam ein zu einer Lesung von Boris Zabarko in die Christuskirche ein. In der Einladung heißt es: »Vor 68 Jahren, am 22. Juni 1941, waren deutsche Truppen in die Ukraine eingefallen und hatten ein Terrorregime errichtet, dem mehr als 1,5 Millionen Juden zum Opfer fielen und Hunderttausende anderer Bürger, die als Kommunisten verfolgt wurden, als „Asoziale“ oder als „Zigeuner“. Millionen anderer Menschen wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert, auch nach Bochum. Boris Zabarko, renommierter Historiker aus Kiew, hat den Wenigen, die den Massakern entkommen sind, nachgespürt, 86 Zeugen hat er befragt. Was sie berichten, lässt verstummen. „Die Kinder weinten nicht, sondern standen schweigend da, als seien sie verzaubert worden.“

So berichtet Michail Rosenberg, Augenzeuge im Alter von 8 Jahren. Unvorstellbar, was er und die anderen Kinder an Grausamkeiten gesehen haben, was sich ihrem Gedächtnis eingegraben hat. Ihre Berichte bezeugen zugleich eine ungeheure Kraft und Mut wie den von Michail Rosenberg: „Mutter hielt mich ganz fest, drückte mich an sich und sagte: Wenn wir sterben, dann zusammen, damit du nicht leiden musst.‘ Aber ich riss mich los, sprang durchs Fenster und entkam.“ Von denen, die entkommen sind, leben heute einige in Bochum. Auch Boris Zabarko ist entkommen, er hat das Ghetto von Schargorod überlebt. Der renommierte Historiker – Zabarko war von 1971 bis 1991 Mitglied der deutsch-sowjetischen Historikerkommission – hat sich zeitlebens für eine Aussöhnung ausgesprochen, die sich auf Erinnerung gründet.