Freitag 10.04.09, 11:00 Uhr

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Die Stadt Bochum besitzt über ihre Töchter ein riesiges Paket RWE-Aktien. Sie ist damit mitverantwortlich für das, was der Energie Multi anstellt. Daher soll an dieser Stelle auf eine neue Ferkelei des Konzerns hingewiesen werden: Die in Auftrag des Stromkonzerns RWE arbeitende Werbeagentur Jung von Matt, die die RWE-Kampagne „Der Preis bleibt“ betreut, zeigt sich humorlos. Sie droht der Umweltorganisation urgewald mit einer Klage. Denn urgewald hat in Kooperation mit der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt das Motiv der RWE-Kampagne „Der Preis bleibt“ persifliert. „Es ist offensichtlich, dass hier die Meinungsfreiheit eingeschränkt und wichtige Kritiker des Konzerns eingeschüchtert werden sollen. Wir lassen uns jedoch keinen Maulkorb verpassen“, erklärt Heffa Schücking, Geschäftsführerin von urgewald. Bei RWE wirbt die Popgruppe „Trio“ (Neue Deutsche Welle) mit „Der Preis bleibt“ für eine neue Atomstrommarke, den so genannten „ProKlima“ Strom. Trio = drei steht dabei für 3 Jahre Preisgarantie, auf den T-Shirts der Musiker steht „2009“, „2010“, „2011“. Mit ihrer „FINGERWEG“-Kampagne kritisieren urgewald und .ausgestrahlt die Energiepolitik von RWE und erklären: „Der hohe Preis bleibt.“ Auf den T-Shirts der Trio-Musiker stehen die Adjektive „teuer“, „dreckig“ und „gefährlich“. Das Motiv wurde für eine bundesweite Protestwoche gegen RWE Anfang März entwickelt, an der sich Menschen in rund 60 Städten beteiligt haben. Der Protest richtete sich dagegen, dass sich der Stromkonzern mit 1,5 Milliarden Euro am Atomkraftwerk Belene in Bulgarien beteiligen will.
Die RWE-Agentur Jung von Matt sieht ihr Urheberrecht verletzt und verlangt von urgewald die Unterzeichnung einer Unterlassungserklärung binnen weniger Tage. Ansonsten droht die Agentur mit Unterlassungsklage , Strafanzeige, Schadensersatzforderungen und sonstigen Unannehmlichkeiten. „RWEs Hausagentur ist offenbar komplett humorlos. Schließlich sind Persiflagen von bekannten Motiven gängig, sowohl in der Werbung wie auch in politischen Kampagnen“, sagt Schücking, „Das Grundrecht auf Meinungs- und Kunstfreiheit ist auf unserer Seite.“ „RWE scheint noch nichts davon gehört zu haben, dass sich gerade diejenigen Inhalte im Internet besonders schnell verbreiten, die von Zensur bedroht sind“, erklärt Jochen Stay, Sprecher der bundesweiten Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt. „Jetzt werden wesentlich mehr Menschen davon erfahren, dass der Konzern mit dem so genannten ProKlima-Strom Etikettenschwindel betreibt und damit seinen schmutzigen Atomstrom unter die Leute bringen möchte.“