Montag 09.02.09, 16:15 Uhr

Warnstreik bei Electronic Data Systems


IG Metall und ver.di rufen am morgigen Dienstag, den 10. 2., die Beschäftigten der Electronic Data Systems (EDS), der ausgegliederten Opel EDV-Abteilung, zu einem Warnstreik auf. Das IT-Unternehmen lehnt bisher Verhandlungen um einen Haustarifvertrag zur Beschäftigungssicherung ab. Stattdessen will die Firma nach der Übernahme durch Hewlett Packard (HP) jeden dritten Arbeitsplatz abbauen. In Bochum hat EDS 28 Beschäftigte. Ein Streik ist im IT-Bereich sehr ungewöhnlich. Es ist der erste Streik bei EDS überhaupt. Zum Hintergrund: EDS ist ein weltweit agierender IT-Dienstleister, der Anfang der 80er Jahre aus dem GM Konzern heraus entstanden ist. Zunächst wurden die EDV Abteilungen bei GM, also auch in Bochum die von Opel, ausgegliedert und daraus das Unternehmen EDS gegründet. Im Laufe der Jahre hat die EDS weltweit weitere EDV- bzw. IT-Abteilungen aus vielen Unternehmen übernommen und ist dabei zum weltweit zweitgrößten IT-Dienstleister mit rund 120.000 MitarbeiterInnen geworden. In Deutschland besteht die EDS aus fünf eigenständig geführten GmbHs. Eine davon ist die EDS OS (EDS Operation Services). Zu dieser EDS OS gehört auch die ehemalige Opel EDV-Abteilung, in der heute noch 28 Mitarbeiter beschäftigt sind. Bundesweit sind bei EDS OS 2.850 MitarbeiterInnen beschäftigt.
Die EDS OS ist, wie auch die anderen EDS-Gesellschaften, nicht tarifgebunden. Lohnerhöhungen wurden in der Vergangenheit über den Gesamtbetriebsrat (GBR) mit der Geschäftsleitung ausgehandelt. Anfang 2008 hat die Geschäftsleitung diesen Konsens allerdings aufgekündigt und Lohnerhöhungen auf 1 % begrenzt. Aus dieser Situation heraus ist den Beschäftigten der EDS OS, unterstützt durch die Beratung von gewerkschaftlich organisierten GBR-Mitgliedern, klar geworden, dass akzeptable Lohnerhöhungen nur im Rahmen von Tarifverhandlungen durchgesetzt werden können. Im Laufe des Jahres 2008 ist der Organisationsgrad bei EDS enorm angestiegen, so dass damit die Voraussetzungen für einen Arbeitskampf zur Durchsetzung eines Haustarifvertrages erreicht wurden.
Aus dem ursprünglichen Ziel, einen Haustarifvertrag zur Gestaltung der Löhne durchzusetzen, ist mittlerweile allerdings eine ganz andere Auseinandersetzung geworden. Als HP die EDS im August 2008 übernahm, wurde in der Folge ein gewaltiger Personalabbau bei HP und EDS verordnet. Weltweit sollen 24.600 Stellen gestrichen werden. Für fünf deutschen EDS Gesellschaften mit insgesamt 4.200 Beschäftigten bedeutet dies, dass etwa 1.150 Arbeitsplätze wegfallen sollen. EDS OS soll dabei 860 Arbeitsplätze verlieren. Mittlerweile wurde auch angekündigt, dass einige Standorte der EDS geschlossen werden sollen.
Aus diesem Grunde geht es bei dem angestrebten Tarifvertrag nicht mehr „nur“ um Einkommenserhöhungen, sondern um die Durchsetzung eines Tarifvertrages zur Standort- und Beschäftigungssicherung, einen Tarifvertrag zur Absicherung der Arbeitsbedingungen für die EDS MitarbeiterInnen bei der Eingliederung in HP, sowie einen Entgelttarifvertrag.
Die Geschäftsleitung von EDS OS ist auf Konfrontationskurs gegangen und hat die Aufnahme von Verhandlungen mit der Tarifgemeinschaft aus ver.di und IG Metall abgelehnt. Der morgige Warnstreik ist der erste Warnstreik in dieser Tarifrunde und gleichzeitig der 1. Warnstreik bei EDS überhaupt!
Der Arbeitskampf bei EDS hat für die Gewerkschaften eine hohe Bedeutung. Bisher begreifen es nur sehr wenige EDV-Fachleute, dass es auch für sie wichtig ist, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Ein Erfolg bei EDS hätte sicherlich Signalwirkung. Für gewerkschaftliche Arbeitskampfstrategien würde natürlich auch vieles leichter, wenn die KollegInnen in den EDV-Zentralen organisiert sind und bei einem Streik mithelfen, die Produktion eines Betriebes lahmzulegen. Die EDS-Beschäftigten werden bei ihrem Warnstreik sicherlich viel Solidarität erfahren.