Montag 26.01.09, 12:00 Uhr

Nickel- und Chromkonzentration in der Nähe des Edelstahlwerkes


Die Soziale Liste schreibt: »In Bochum sind weitere Anstrengungen und Maßnahmen zur Reinhaltung der Luft und zum Schutz vor Feinstäuben notwendig. Dies gilt vor allem für die Einzugsbereiche des Edelstahlwerkes von ThyssenKrupp in Stahlhausen und Wattenscheid-Höntrop und Heide. Die hier wohnenden Menschen sind erhöhten Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Diese Schlussfolgerungen zieht die Soziale Liste aus der Auswertung von wesentlichen Ergebnissen der „Edelstahlstudie 2005 – 2007“. Anlass für die Studie waren erhöhte Nickel- und Chromwerte in der Außenluft und Überschreitungen der Feinstaubwerte in der Nähe von Edelstahlwerken. Für die Studie wurden Luftmessungen durchgeführt und 2005 und 2007 (freiwillige) umfangreiche Gesundheitsuntersuchungen an insgesamt 749 Kindern und Müttern im Einzugsbereich von Edelstahlwerken in Bochum, Krefeld, Siegen und Witten. vorgenommen worden. In Bochum wurde der Bereich Stahlhausen in die Studie einbezogen. Eine Messstation „An der Maarbrücke“ hatte sowohl für 2003 als auch für 2004 eine deutliche Überschreitung der zulässigen Anzahl von 35 Überschreitungstagen des Tagesmittelwertes 50 µg/m3 für Feinstaub festgestellt. (PM der Sozialen Liste 27.06.2005)
Erste Ergebnisse der „Edelstahlstudie 2005 – 2006“ wurden im Dezember 2008 durch Umweltminister Uhlenberg (CDU) bekannt gegeben. In einigen der beteiligten Städte informierten die Stadtverwaltungen in Zwischenberichten über erste Ergebnisse der Studie. In Bochum bemüht sich die Soziale Liste bisher erfolglos um entsprechende Information der Öffentlichkeit durch die Stadt. (Vorlage 20082601).
Die Soziale Liste hat eine eigene Auswertung einer „Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse“ der Edelstahlstudie vorgenommen. Einige Ergebnisse in einer Zusammenfassung:
Luftmessungen Nickel:
Krefeld 16,6 Nanogramm/qm, Witten 16, Siegen 9,5, Bochum 8,3.
Luftmessungen Chrom:
Krefeld 40,6 Nanogramm/qm, Witten 26,5, Bochum 21,2, Siegen 19,6
Feinstäube:
Witten 30,5 Mikrogramm/qm, Krefeld 25, Bochum 23,5, Siegen 19,1
Erhöhte Nickelkonzentration im Urin von Kindern bei:
25,3 % in Krefeld, 24 % in Witten, 21,5 % in Bochum, 22 % in Siegen
Erhöhte Nickelkonzentration im Urin von Müttern bei:
37,5 % in Krefeld, 29,7 % in Bochum, 24,5 % in Witten, 16,4 % in Siegen.
Im Bereich Allergie-Hauttest (Pricktest) lag Bochum an der Spitze aller vier Städte. Bei 46,3 % der Getesteten lag mindestens eine Allergie vor.
In der Studie konnte bei den untersuchten Kindern und ihren Müttern ein Einfluss erhöhter Nickelkonzentrationen in der Luft auf die Belastung mit Nickel im Urin nachgewiesen werden. Dieser Zusammenhang konnte auch für Chrom festgestellt werden. Auch das Vorkommen von allergischem Asthma sowie von Erkrankungen der Atemwege, wie z.B. Bronchitis oder Nasennebenhöhlenentzündung, trat vermehrt an Standorten mit erhöhter Belastung der Luft mit Nickel und Chrom auf. Standorte der Stahlindustrie weisen eine deutlich höhere Emmissionsbelastungen auf. Dieser Zusammenhang wurde bisher von Vertretern des ThyssenKrupp Konzern u. a. in einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse Arbeit und Wirtschaft und dem Ausschuss für Umwelt und öffentliche Einrichtungen am 14.06.2005 abgestritten.
Die Soziale Liste fordert eine gründliche Auswertung und die Vornahme einer politischen Bewertung der Schadstoffstudie. „Zu klären sind die Konsequenzen und der Handlungsbedarf, die sich aus den Ergebnissen ergeben“, so Nuray Boyraz, Ratsfrau der Sozialen Liste. Vertröstungen und Ausreden können weder vom ThyssenKrupp Konzern noch von der Verwaltung hingenommen werden. Es gibt akuten Handlungsbedarf!«


Querschnittsstudie zur Untersuchung gesundheitlicher Belastungen und Wirkungen bei Kindern und ihren Müttern an Belastungsschwerpunkten im Zusammenhang mit lokal erhöhten Nickel- und Chromemissionen; Studienorte Bochum, Witten, Siegen, Krefeld. „Edelstahlstudie 2005 – 2007“; Auftraggeber Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes NRW, u. a.