Montag 24.11.08, 18:00 Uhr

90. Geburtstag des Frauenwahlrechts


In der Öffentlichkeit fast unbeachtet ist der 90. Jahrestag des Frauenwahlrechts im November 2008. Darauf weist der DGB hin. Nach Meinung der Gewerkschaften ist es bedauerlich, dass dieser Termin so wenig öffentliche Resonanz findet. Im Jahr 1918 wurde erstmals in Deutschland das Frauenwahlrecht verkündet und verbürgt. Der „Rat der Volksbeauftragten“, gewissermaßen die Übergangsregierung zwischen dem deutschen Kaiserreich und der Weimarer Republik garantierte am 12. November mit Gesetzeskraft die Vereins- und Versammlungsfreiheit, den Achtstundentag sowie das Verbot von Zensurmaßnahmen für Druckererzeugnisse und Theateraufführungen sowie die Amnestie für politische Gefangene, unter ihnen die Sozialistin Rosa Luxemburg. Außerdem wurde beschlossen: „Alle Wahlen zu öffentlichen Körperschaften sind fortan nach dem gleichen, direkten, allgemeinen Wahlrecht aufgrund des proportionalen Wahlsystems für alle mindestens 20 Jahre alten männlichen und weiblichen Personen zu vollziehen.“ Erstmals in der Geschichte wurde es damit möglich, dass Frauen wählen und gewählt werden durften.
Der Kampf um das Frauenwahlrecht hatte bereits eine lange Geschichte. 1885 hatte der SPD Abgeordnete Bebel die Stimmrechtsforderung erstmals auch im Reichstag vertreten und damals noch Heiterkeit geerntet als er in einer Streitschrift darauf hinwies. „Begeht die Frau ein Vergehen oder Verbrechen, so wird die Verurteilung der Straftat genau nach demselben Gesetz bemessen, das für Männer gilt. Sie hat also dieselben Pflichten wie der Mann – warum nicht auch dieselben Rechte.“
„Heute“, so der DGB-Regionsvorsitzender Michael Hermund, „ist das Frauenwahlrecht selbstverständlich geworden. Aus den Erfahrungen der Wahlbeteiligungen der letzten Jahre ist zu hoffen, dass die Möglichkeiten der demokratischen Einflussnahme von noch mehr Frauen auch genutzt werden.“
Gründe genug gibt es für den DGB. „Zwar ist die Gleichberechtigung bei Wahlen durchgesetzt; bei der Entlohnung liegen die Frauen allerdings immer noch um 22% hinter ihren männlichen Kollegen. Auch in Führungspositionen findet man Frauen nicht ausreichend repräsentiert. Da bleibt noch viel zu tun.“