Donnerstag 30.10.08, 13:00 Uhr

Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Reichspogromnacht


Der Kinder- und Jugendring der Stadt Bochum schreibt: »Am 09. November 1938 wurden in ganz Deutschland Synagogen und Gebetshäuser angezündet, wurden jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert, gab es zahlreiche Verhaftungen Unschuldiger und wurden mindestens 91 Menschen ermordet. Die Nazis ließen ihrem Hass auf die Juden – auch in Bochum – für alle sichtbar freien Lauf und zerstörten die alte Synagoge. Diese Nacht war das Signal zum größten und schlimmsten Völkermord in der Geschichte der Menschheit. In Bochum und in vielen anderen Städten in Deutschland wird mit den alljährlichen Gedenkveranstaltungen dafür Sorge getragen, dass die traurigen Ereignisse im Nationalsozialismus nicht in Vergessenheit geraten und für die Zukunft mahnen. Die zentrale Gedenkveranstaltung beginnt um 16.00 Uhr an den Stelen in der Harmoniestraße / Ecke Dr. –Ruer-Platz.
Der Novemberpogrom markierte den Beginn der verschärften Verfolgung der jüdischen Bevölkerung, an deren Ende die Zerstörung der alten jüdischen Gemeinde Bochums und die Ermordung eines Großteils der Bochumer Juden in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nationalsozialisten stand. Die Nachkriegsbevölkerung suchte nach Erklärungen. Die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit erfolgte zunächst auf juristischem Wege und war von den Besatzungsmächten ausgegangen. Später befassten sich auch deutsche Gerichte mit den Verbrechen. Was in der Pogromnacht geschah und wer dafür verantwortlich war, war Teil der Ermittlungen des Bochumer Landgerichts in der Zeit von 1946 bis 1949. Zentrales Thema der Gedenkveranstaltung wird die juristische Aufarbeitung des Synagogenbrandes in Bochum sein.
Dr. Ingrid Wölk vom Stadtarchiv hat die Gedenkrede unter die Überschrift „Und jetzt will es keiner gewesen sein“ gestellt. Grußworte werden die Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Grigory Rabinovich sprechen. Für die musikalische Begleitung wird der Chor der Jüdischen Gemeinde sorgen. Vom Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Dr. Moshe Navon werden Gebete für die Toten gesprochen. Die Gedenkveranstaltung wird von Artur Libischewski vom Kinder- und Jugendring moderiert. Wie in den Jahren zuvor, wird der Opfer des Nationalsozialismus mit einer Kranzniederlegung an den Stelen gedacht.
Am 09. November 2008 finden in Bochum weitere Veranstaltungen statt, um den 70. Jahrestag der Reichspogromnacht angemessen zu begehen. Der Tag beginnt um 11.00 Uhr mit einer szenischen Lesung des Schauspielhauses Bochum in der neuen Synagoge (Erich-Mendel-Platz 1). Die Lesung „Ich kann mich nicht entsinnen“, befasst sich mit den Ermittlungsprotokollen zum Bochumer Synagogenbrand.
Unter der Leitung von Dr. Hubert Schneider (Erinnern für die Zukunft) und von Klaus Kunold (VVN) werden um 14.00 Uhr zwei Rundgänge zu den „Stolpersteinen“ durchgeführt, die in den vergangen Jahren – zuletzt am 20. Oktober 2008 von Gunter Demnig – in Bochum verlegt worden sind. Treffpunkt mit Klaus Kunold ist vor dem Schauspielhaus und Treffpunkt mit Dr. Hubert Schneider ist an den Stelen (Harmoniestraße / Dr.-Ruer-Platz).
Nach dem Ende der zentralen Gedenkveranstaltung besteht um 17.30 Uhr die Möglichkeit, die neue Synagoge zu besichtigen.«