Dienstag 29.07.08, 00:00 Uhr
Heute vor 75 Jahren:

Am 29. Juli 1933 wurde Otto Ruer von den Nazis in den Tod getrieben


In einer Pressemitteilung erinnert die Stadt Bochum an Otto Ruer: »Vor 75 Jahren übernahmen die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland. Menschen wurden verhaftet und ermordet, die Moral außer Kraft gesetzt. Der damalige Bochumer Oberbürgermeister Otto Ruer gehörte zu den Opfern des Nazi-Regimes. Er war, zum Ende der Weimarer Republik, das letzte demokratisch gewählte Bochumer Stadtoberhaupt und wurde von den Nazis seines Amtes enthoben, verhaftet und diffamiert. Er war ein gebrochener Mann. Vor 75 Jahren, am 29. Juli 1933, wählte Otto Ruer den Freitod. Die Stadt Bochum erinnert an das Leben und Wirken des Bochumer Oberbürgermeisters. „Auch heute, 75 Jahre nach den furchtbaren Ereignissen, erinnern wir uns an Menschen wie Otto Ruer“, sagte Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz. „Wir werden alles dafür tun, dass sich solche Greueltaten, wie sie von den Nazis verübt wurden, nicht wiederholen.“ Otto Ruer wurde am 5. Januar 1879 als Sohn jüdischer Eltern in Münster geboren. Nach Jurastudium und Promotion wurde er 1921 Ministerialrat im Reichsinnenministerium. Im Oktober 1924 wählte die Bochumer Stadtverordnetenversammlung den parteilosen Dr. Otto Ruer zum Oberbürgermeister. Im Januar 1925 wurde er in sein Amt eingeführt. Zu seinen Verdiensten gehörte vor allem die Realisierung von sozial-, bildungs-, kultur- und verkehrspolitischen Konzepten. Er galt als herausragender Kommunalpolitiker, das schützte ihn aber nicht vor Anfeindungen. Unter dem Vorwurf der unkorrekten Amtsführung, Verschwendung öffentlicher Mittel und persönlicher Bereicherung erwirkte die Bochumer NSDAP am 11. März 1933 seine Absetzung. Zwei Tage später wurde er in Berlin verhaftet. Weil sich die gegen ihn erhobenen Vorwürfe als haltlos erwiesen und ihm keinerlei Dienstvergehen nachgewiesen werden konnten, wurde er im Mai aus der Haft entlassen. Dennoch war Dr. Ruer ein gebrochener Mann und wählte den Freitod. Der Bochumer Stadtrat stellte das Dienststrafverfahren am 31. Juli ein und rehabilitierte Ruer. 1959 wurde ein zentraler Platz in der Bochumer Innenstadt nach Dr. Ruer benannt. In der Mitte des Platzes befindet sich eine Gedenktafel. Im Jahre 2006 wurde auf dem Rathausvorplatz zu seinem Gedenken ein „Stolperstein“ eingelassen.«