Mittwoch 18.06.08, 16:00 Uhr
Jahresbericht 2007 des Flüchtlingssozialdienstes der Medizinischen Flüchtlingshilfe Bochum

Unmenschliche Lebensbedingungen in Deutschland führen zur Retraumatisierung bei Flüchtlingen


Anlässlich des 20. Juni, dem Internationalen Tag der Flüchtlinge, veröffentlicht der Flüchtlingssozialdienst der Medizinischen Flüchtlingshilfe Bochum e.V. (MFH) seinen Jahresbericht 2007. Der Flüchtlingssozialdienst, einer von mehreren Arbeitsbereichen in der MFH, arbeitet nach einem ganzheitlichen Konzept, bei dem Sozialarbeit und psychosoziale Betreuung verknüpft werden. Er beschäftigt sich unter anderem mit den aufenthaltsrechtlichen und ausländerrechtlichen Angelegenheiten von Flüchtlingen und Asylsuchenden und unterstützt sie bei ihrer Orientierung innerhalb des hiesigen Lebensumfeldes und bei der Entwicklung realistischer Ziele und Perspektiven. Die MFH schreibt: „Im Jahr 2007 haben insgesamt 243 Personen aus 27 Herkunftsländern unsere Hilfe in Anspruch genommen. Von dieser Personengruppe lebt der überwiegende Teil länger als sechs Jahre, oft zusammen mit Familienangehörigen, in Deutschland. In ca. 36,4 % der Fälle ging es um Traumata sowie weitere psychologische und psychosoziale Probleme.
Die weiter andauernde Ungewissheit nach einem langjährigen Leben in Deutschland, trotz in diesem Land aufgewachsener und/oder zum Teil hier geborener Kinder, war für die meisten unserer KlientInnen die schlechte Nachricht im Jahr 2007. Dazu kann man eine Reihe von anderen negativen Themen zählen: Die psychische Belastung bzw. der psychische Terror von Ausländerbehörden wegen des Unterschreibens von Formularen für eine freiwillige(!) Rückkehr; die unhöfliche, teilweise rücksichtlose oder sogar unmenschliche Haltung einiger SachbearbeiterInnen den Betroffenen gegen-über, das Gefühl in diesem Land verloren oder ohne feste Bindungen zu sein, das Leben mit der ständi-gen Angst vor Abschiebung, finanzielle Nöte, schlechte Lebensbedingungen in Flüchtlingsheimen, keine Chancen auf eine Arbeitserlaubnis oder eine Ausbildung sowie ein sehr eingeschränkter Zugang zu medizinischer Versorgung. Die genannten Lebensbedingungen machen unsere KlientInnen traurig und oft hoffnungslos und führen bei einem Teil sogar zur Retraumatisierung.
Die reale Asylpolitik und das sehr eingeschränkte Bleiberechtsverfahren in Deutschland für langjährig geduldete Flüchtlinge vermittelt uns und unseren KlientInnen ein Gefühl der Ohnmacht. In einer sol-chen Atmosphäre und trotz sehr begrenzter rechtlicher Möglichkeiten werden wir mit ganzer Kraft ver-suchen, für unsere „Einzelfälle“ Auswege zu suchen und auch zu finden. Es ist eine harte Arbeit, die jedoch immer wieder positive Ergebnisse ermöglicht, durch unsere festen Überzeugungen von Menschenwürde und Menschenrechten und durch unseren Wunsch nach einer gerechten Welt für alle Menschen.
Zur Sicherung unserer weiteren Arbeit freuen wir uns sehr über jede Spende und jede Unterstützung.“