Sonntag 01.06.08, 18:00 Uhr

Film „Tanz auf dem Vulkan“


Am Samstag, dem 7.6. um 15.30 Uhr zeigt das Politcafé azzoncao den Film „Tanz auf dem Vulkan“ im Bahnhof Langendreer, In der Einladung heißt es: »“Auf die Dauer Heusnerpower – Jeder Stein der abgerissen, wird von uns zurückgeschmissen!“ Über 20 Jahre ist es her, dass es in Bochum einen ganzen Stadtteil gab, der sich zur „staatsfreien Zone“ erklärte. Stadtteil ist dabei zuviel gesagt. Vielmehr waren es vier Straßenzüge mit 26 Häusern, einer alten Grundschule mit angrenzenden Schulhof, einer Schrebergartensiedlung, sowie die Gärten und Höfe, die zwischen den Häusern lagen. Ein Refugium von trotzigen MieterInnen und Alteingesessenen, die einem naturzerstörenden Autobahnzubringer nicht weichen wollten. Samt all den Autonomen, Punks, TrebegängerInnen, Heimkindern, Exknackis, MusikerInnen, KünstlerInnen, Arbeitslosen, Malochern und ein paar Studis, die aus den verschiedensten Gründen in die „Bronx“ gezogen waren und dort gut zwei Jahre einen heterogenen und sehr renitenten Anteil der Bochumer Bevölkerung darstellten. Neben einigen „normalen“ BewohnerInnen gab es schließlich bis zu 120 BesetzerInnen im Jahr 1985. Neben der Düsseldorfer Kiefernstraße und der Hamburger Hafenstraße war das Heusnerviertel eines „der“ besetzen Zentren der BRD. Scherzhaft formulierten damals BesetzerInnen, dass sie in der „1. Bundesliga der Chaoten“ spielen würden. „Chaoten“ deshalb, weil die permanenten Schikanen, Übergriffe und Überfälle durch die Polizei die ViertelbewohnerInnen immer mehr radikalisierten. Ebenso die Hetze, die sie seitens der Bochumer Politik (von CDU,FDP, SPD) und der Presse von WAZ und RN ausgesetzt waren. Das Heusnerviertel war vieles. Ein Ort der Selbstorganisation fast aller Lebensbezüge: ökonomisch, sozial, kulturell und politisch. Eine „Parallelgesellschaft“ von Menschen, die der kapitalistischen Verwertung auf ihre Weise entgehen wollten und auch angreifen wollten. Ein Ort der Experimente, Versuche und Hoffnungen. Der divergierenden Interessen, der Auseinandersetzung, des Streits. Der Annäherung an persönliche und politische Ziele, aber auch der Enttäuschungen. Ein Ort der Erfahrungen. Körperlich und mental. Für die Stadtverwaltung und die Polizei war es ein Ärgernis, eine Herausforderung ihrer Macht. Ein Ort dessen Menschen und dessen Symbolkraft es zu brechen galt. Und das haben sie auch mit aller Skrupellosigkeit, Gewalt und Brutalität durchgezogen. Viele Zeugnisse aus der Zeit gibt es nicht. Heute kommen auf eine Sitzblockade 10 Kameras. Damals auf 10 Sitzblockaden eine Kamera. Dennoch gibt es einen Film vom Heusnerviertel: „Tanz auf dem Vulkan“ aus dem Jahr 1987. Leider ist der Film zu spät gedreht worden. Das Viertel lag in den letzten Zügen. Der 1 ½ Jahre währende Räumungstango und die zig brutalen Polizeiüberfälle hatten schon da dem Viertel viel an seiner Substanz und Schönheit genommen. Und auch den Interviewten eine Menge abgefordert. Dennoch ein interessantes Dokument der Zeitgeschichte.«