Freitag 30.05.08, 15:00 Uhr

GAGFAH-flatrent kein Einzelfall


Der Mieterverein Bochum legt bei seinen Vorwürfen gegen das Essener Wohnungsunternehmen GAGFAH wegen der sogenannten „flatrent“ noch einmal nach. Inzwischen sei klar, dass es sich bei der Bochumer Mieterin, deren Miete schon jetzt um 12 % über dem Mietspiegel liegt, nicht um einen Einzelfall handelt. Wie die Berliner Morgenpost berichtet, gibt es auch in der Berliner Siedlung Britz ähnliche Konstellationen. Eine 87-jährige Mieterin zahlt dort bereits 5,35 Euro pro qm, obwohl der Berliner Mietspiegel in dieser einfachen Wohnlage nur 3,70 bis 5,20 Euro erlaubt.
Aichard Hoffmann vom Mieterverein Bochum: „Offenbar hat die GAGFAH überhaupt nicht überprüft, ob sie ihren Mietern mit der „flatrent“ ein echtes Angebot macht, oder ob sie sie einfach über den Tisch zieht.“ Tatsächlich sage die Behauptung aus dem GAGFAH-Schreiben „Ihre Wohnung liegt zur Zeit im Bereich des Mittelwerts des Mietspiegels bzw. der Vergleichsmiete“ gar nichts darüber aus, ob es Spielraum für Mieterhöhungen nach § 558 BGB gibt. Hoffmann: „Jeder Mietspiegel weist gestaffelte Preise aus. Altbauten mit schlechter Ausstattung sind billig, gutausgestattete Neubauten teuer. Wenn ich jetzt eine Wohnung Baujahr 1965 mit mittlerer Ausstattung habe, liegt die natürlich in der Nähe des Mittelwerts. Das heißt noch lange nicht, das dort in absehbarer Zeit Mietsteigerungen möglich sind. Die GAGFAH arbeitet hier mit Sprachverschleierungen wie man sie aus der Werbung kennt.“
Hoffmann fordert alle GAGFAH-Mieter, die ein solches Angebot erhalten haben, auf, sich bei ihrem örtlichen Mieterverein zu melden. Keinesfalls solle man die Vereinbarung unterschreiben, ohne vorher die bisherige Miete anhand des Mietspiegels überprüft zu haben. Die flatrent lohne sich nur, wenn die Miete um mindestens 10 ? unter dem für die konkrete Wohnung vorgesehenen Mietspiegel-Preis liege, oder wenn der Mietspiegel nur noch eine kurze Laufzeit habe und für den nächsten kräftige Steigerungen zu erwarten seien. „Auch Mietspiegel haben zwei Jahre Laufzeit, genauso wie die GAGFAH-flatrent, und für diese Zeit ist der Preis fest.“
Auch der Mieterverein Bochum möchte bundesweit Fälle sammeln und bittet um Nachricht an „mensch.mieter@mvbo.de“.