Freitag 16.05.08, 17:00 Uhr
Die Soziale Liste kritisiert:

„Kein Ausstiegsprogramm in Bochum“


Die Soziale Liste schreibt: »Die Stadtverwaltung sieht offensichtlich keinen großen Handlungsbedarf im Bereich Ausstiegshilfen für Jugendliche aus der rechten Szene. „Das Jugendamt der Stadt Bochum bemüht sich zur Zeit nicht um einen speziellen Dienst für rechtsextreme Jugendliche“ und hält stattdessen die unterschiedlichen Handlungsansätze der Jugendhilfe in Bochum für ausreichend. Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage der Sozialen Liste hervor, die jetzt vorliegt. Die Soziale Liste hatte die Verwaltung auf das „Wittener Modell – Ausstiegshilfe für rechtsorientierte Jugendliche“ hingewiesen. Hier unterstützt das Jugendamt der Stadt seit 2002 Jugendliche beim Ausstieg aus der neonazistischen Szene. In Witten schafften im vergangenen Jahr fünf Mädchen und drei Jungen mit Hilfe des Jugendamts diesen Ausstieg. In der Mitteilung der Verwaltung an die Soziale Liste wird die „Anzahl der Jugendlichen und jungen Erwachsenen der neonazistischen Szene in Bochum, die dem Kern zugerechnet werden“ mit lediglich „ca. 20 Personen“ angegeben. Ein anderes Bild, so die Soziale Liste, ergibt sich allerdings z. B. aus einer Auswertung der Presseberichterstattung der letzten Zeit. Da wird berichtet über öffentliche Nazigrüße und Heil-Hitler-Rufe, Überfälle auf französische Austauschschüler in Linden, Kriegsspiele unter rechtsradikalen Symbolen im Papenholz, eine rechte Party mit Hakenkreuzflagge im Weitmarer Holz und die Versuche der neonazistischen NPD mit Hilfe von sozialer Demagogie unter Jugendlichen im Ennepe-Ruhr-Kreis in die Rathäuser und den Kreistag einziehen zu wollen. Unter den Hooligans und Ultras im Umfeld der Fußballszene des VfL Bochum ist das Jugendamt über einzelne Mitarbeiter des Bochumer Fan-Projekts tätig.
„Alles in allem ist die Stellungnahme der Verwaltung zu den Fragen der Sozialen Liste enttäuschend“, sagt Ratssprecher Günter Gleising. Ob in der Verwaltung das ganze Ausmaß der Gefahren und Probleme gesehen wird? Die Zweifel daran sind mit dieser Antwort jedenfalls nicht ausgeräumt, so Gleising.«