Samstag 15.03.08, 20:00 Uhr
Wochenendgeschichte:

Am Bergbaumuseum steht gar kein Förderturm


Der vom Rat der Stadt Bochum gegründete Verein zur Förderung von SchülerInnen mit dem Namen “Förderturm Bochum” hat am Donnerstag sein Logo vorgestellt. Zuvor hatte der Vorstand in seiner letzten Sitzung „mit großer Begeisterung“ dem Entwurf zugestimmt, hieß es in der Einladung zur Pressekonferenz. In ihr wurde auch versprochen: „So wurde das Bochumer Wahrzeichen bislang noch nie dargestellt, überzeugen Sie sich selbst!“ Die Ruhr Nachrichten berichteten dann von der Präsentation (Bild):foedergeruest-rn.jpg „Förderturm Bochum e.V. hat jetzt ein neues Gesicht – natürlich den Förderturm des Deutschen Bergbaumuseums.“ Das ganze hat nun aber einen kleinen Haken. Es steht nämlich gar kein Förderturm am Bergbaumuseum. Denn: Um einen Förderturm im engeren Sinne handelt es sich nur, so Wikipedia, „wenn die Fördermaschine im Turm selbst untergebracht ist. Sonst spricht man vom Fördergerüst. Die Fördermaschine ist dabei ebenerdig im neben dem Gerüst stehenden Maschinenhaus untergebracht. Von dort verläuft das Seil über die Seilscheiben im Gerüst in den Schacht hinein.“ Ein Blick auf die Webseite des Bergbaumuseums bestätigt dies. Bei dem Wahrzeichen Bochums handelt sich um das „originale Doppelstreben-Fördergerüst der ehemaligen Zeche Germania“. Das Wahrzeichen Bochums ist also ein Fördergerüst und kein Förderturm. Und das passt eigentlich auch besser zum neuen Verein. Er wurde schließlich gegründet, weil die Stadt befürchtete, dass sie selber wegen ihres Nothaushaltes keine Gelder für Schulbücher oder Schulverpflegung ausgeben darf. Dies könnte die Kommunalaufsicht als unzulässige freiwillige Leistung der Stadt untersagen. Also werden z.B. Gelder der Sparkasse nicht an die Stadt abgeführt, sondern an den Verein weitergeleitet, damit dann Schulbücher und Schulverpflegung für Kinder armer Eltern finanziert werden. So wie die Seilscheiben früher die Kraft der Maschinen nach Untertage geleitet haben, leitet der Verein heute Gelder weiter, die ihm kraftvolle SpenderInnen von außerhalb zufließen lassen.
Aber wahrscheinlich wird es keine Korrektur geben, der Verein weiterhin Förderturm heißen und die Stadt Bochum weiterhin in ihren Publikationen behaupten, ein Förderturm wäre ihr Wahrzeichen. Schließlich lebt es sich gut mit so kleinen Schwindelgeschichten. Viele Menschen glauben ja auch die Mär, dass demnächst das 620. Maischützenfest gefeiert wird … Aber das ist eine andere Geschichte.